Die »Hsandawtwin« Gebetshalle, »Shwedagon«-Pagode
Der durchschnittliche Buddhist kann kaum darauf hoffen, sich dem Kreislauf aus Leid/Leben
und Wiedergeburt durch Erleuchtung/Erlangung des Nirwana zu entziehen, so dass sich sein
Streben auf eine bessere Wiedergeburt richtet.
Für einen gläubigen Buddhisten, der sich um eine bessere Wiedergeburt bemüht, ist es der
sicherste Weg, sein Leben in Einklang mit den von Buddha vorgelebten Lebensregeln zu bringen:
Die fünf buddhistischen Gebote sehen vor: (1) keine Lebewesen zu töten
(z. B. Fischer sammeln berufsmäßig negatives Karma an, auch wenn die Armut sie zwingt,
für sich und ihreFamilie zu sorgen); (2) nicht zu stehlen (der Respekt vor dem Eigentum
des anderen ist spürbar); (3) nicht zu lügen; (4) keinen Ehebruch zu begehen; (5) keinen
Alkohol zu trinken.
»Nga Htat Gyi«-Pagode, Yangon: Buddha und seine Anhänger werden von einer
Schlange bewacht
Außerdem läßt sich ein Buddhist von den Zielen der »Vier edlen Wahrheiten« leiten:
(1) Leben bedeutet, Ungenügen und Leiden; (2) Leid ist die natürliche Konsequenz
von Begierde; (3) die Überwindung des Leids/der Begierde kann nur durch Loslösung
von allem weltlichen Streben erreicht werden; (4) die Handlungsanleitung zum Umgang
mit diesen Wahrheiten, findet sich im »Achtfachen Pfad des edlen Handelns«
(= (1) rechte Erkenntnis, (2) rechte Gesinnung, (3) rechte Rede, (4) rechte Tat,
(5) rechter Lebenserwerb, (6) rechtes Streben, (7) rechte Achtsamkeit, (8) rechte Versenkung).
Gebetshalle, Teil des »Shwedagon«-Komplexes
Zudem nimmt sich der praktizierende Buddhist täglich Zeit für fromme Übungen, wie beten, meditieren und opfern von Gaben - zu Hause am Familienschrein oder in einer Pagode.
Darüberhinaus, kann er weitere Verdienste erwerben, der höchste unter ihnen ist,
selbst Mönch zu werden oder aber als Laie, Mönchen etwas zu spenden (Essen, Kleidung, Medizin). Rund 10% des gesamten Privateinkommens im Land - die meisten Spender sind selbst arm,
wird gespendet, was vielen Mönchen und Klöstern ein Auskommen ermöglicht.
Buddhistische Wohltätigkeitszwecke wiegen höher als weltliche. Verdienste sind
außerdem teilbar, ein pflichtbewußtes Kind überträgt seine Verdienste auf seine Eltern.
»Nga Htat Gyi«-Klosterareal, Yangon: Meditationsraum der Mönche
Ein Buddhist möchte so früh wie möglich Kenntnis über seinen bevorstehenden Tod erlangen,
um sich intensiv darauf vorbereiten zu können, oftmals auch zusammen mit einem spirituellen
Lehrer.
Eine intensive Auseinandersetzung und Vorbereitung auf den eigenen Tod wird im Buddhismus als sehr wichtig erachtet, da der Tod als der Anfang einer neuen Existenz gesehen wird (Wiedergeburt).
Im Zimmer des Sterbenden wird nach Möglichkeit ein kleiner Hausschrein errichtet (am Kopfende,
da die Füße als unrein gelten). Ruhe und Privatsphäre zum Meditieren haben oberste Priorität.
Gebetshalle auf der Nordwestseite, »Shwedagon«-Pagode
Individuelles Leid und Abschiedsschmerz kennt jede Kultur. Natürlich ist es menschlich,
nicht unberührt zu bleiben von dem bevorstehenden Tod eines Angehörigen.
Es ist aber üblich, Menschen, die zu sehr am Sterbenden hängen und nicht loslassen können,
vom Sterbenden fernzuhalten, damit dieser »frei von Anhaftung«, mit besten Wünschen und Gedanken gehen kann und in keinerlei Konflikt gerät.
Der geistige Zustand eines Menschen zum Zeitpunkt seines Todes ist ausschlaggebend für
die Richtung seiner Wiedergeburt.
Pagode, Teil des »Shwedagon«-Komplexes
Buddhisten werden zumeist feuerbestattet. Die Einäscherung soll in den Überlebenden den
Blickfür die Vergänglichkeit allen Lebens wachhalten, und dadurch das Mitgefühl für alles
Lebendige stärken und gleichzeitig mahnen, nicht zu sehr an der materiellen Welt zu haften.
Die Urne kann für eine Zeremonie in eine Pagode gebracht werden. Leichenschmaus ist ebenfalls
ein üblicher Bestandteil von Totenritualen.
Während die sterblichen Überreste von Buddhas und berühmten buddhistischen Lehrern in Pagoden aufbewahrt werden, bietet sich für viele andere Buddhisten eine Bestattung ohne Fußabdruck an,
wie beispielsweise eine Luft-, Natur- oder Wasserbestattung.
»Nga Htat Gyi«-Pagode, Yangon: mächtiges Buddha-Bild
Der Umgang mit dem Tod (= Wiedergeburt und Anfang eines neuen Lebens) ist auf das
Leben fokussiert: eine Lebensführung nach buddhistischen Regeln und eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod bzw. der Begleitung von Angehörigen und anderen Menschen der buddhistischen Gemeinschaft.
Langer, charakteristischer Verbindungsgang vom Eingang zur Pagode
(hier: Nordeingang zur »Shwedagon«-Pagode)
An zu Materie gewordenen Orten des Todes wie Friedhöfen, werden übel gesinnte
Geister vermutet, so dass Friedhöfe grundsätzlich gemieden werden.
Lediglich Mönchen wird empfohlen, auf Friedhöfen über der Asche von Verstorbenen zu
meditieren, um sich auf diese Weise mit dem Tod zu verbinden, und sich in Gelassenheit
und Wunschlosigkeit - eine buddhistische Kardinaltugend - zu üben.