Blick in Richtung Italien, Engelsburg und Tiberbrücken
Giovanni Lorenzo Bernini (1598-1680), einer der bedeutendsten italienischen Architekten und Bildhauer der Barockzeit, konzipierte ab den 1656er Jahren den Petersplatz in elliptischer Form.
Gesäumt wird der Platz von symmetrisch angelegten Kolonnaden (überdachen Säulengängen),
die den Blick auf einen trapezförmigen Fassadenvorplatz freigeben.
Die Kolonnaden sind mit 140 Heiligenfiguren geschmückt und wurden von Zeitgenossen als
Symbol für eine Papstkirche, die ihre Pilger mit weit geöffneten Armen empfängt, verstanden.
Das stark frequentierte Eingangsportal, das die Besucher von der zentralrömischen
Metro-Station »Ottaviano« in den Staat der Vatikanstadt geleitet
Im Hintergrund: der Apostolische Palast (»Papstpalast«), die offizielle Residenz des
Papstes in der Vatikanstadt. Eine Besonderheit des aktuellen Pontifikats: Papst Franziskus
hat die Luxusresidenz als ständigen Wohnsitz abgelehnt.
Die Kolonnaden sind Säulengänge, bei denen das verbindende Gebälk gerade ist,
im Unterschied zu Arkaden, die durch Rundbögen mit einander verbunden werden.
Schon die griechische Antike kannte überdachte Säulengänge, die öffentliche Plätze
gesäumt haben. Die zugrunde liegende Idee ist, dass Menschen Plätze eher entlang
der Seiten abschreiten, als die Mitte »ungeschützt« zu durchqueren.
In der Vatikanstadt geleiten die überdachten Kalkstein- Säulengänge den Besucher zu
den Hauptportalen des Petersdoms.
Detailansicht auf die Heiligenfiguren
Die von Giovanni Lorenzo Bernini (1598-1680) geschaffenen Kolonnaden gelten
in der kirchlichen Architektur als das herausragende Beispiel für Säulengänge.
Die Weite des Platzes im Spiel zwischen Licht und Schatten, das die Farbe des
Travertin-Kalksteins der Kolonnaden moduliert (poröser Naturstein aus dem Abbaugebiet um Tivoli): das Spektrum reicht von rötlich-warm im Sonnenlicht bis grauweiß im Schatten.
Die Geschichte der Obelisken nahm in Ägypten, im Alten Reich (um 2700 bis 2200 v.Chr.)
ihren Anfang:
Architektonisch sind Obelisken hohe Spitzsäulen mit zumeist quadratischem Grundriss. Ihr Erkennungszeichen sind vergoldete pyramidenförmige Spitzen, die die erstenSonnenstrahlen aufnehmen und aufleuchten lassen. In Ägypten waren Obelisken daher dem Sonnengott Re gewidmet.
Der original ägyptische Obelisk wurde in Rom »überarbeitet«: das nachträglich ergänzte Kreuz
in der Spitze zeugt davon.
Bis in die Antike lässt sich die »Tradition« zurückverfolgen, dass Obelisken aus Ägypten in fremde Länder entführt wurden: vor den Päpsten waren es die römischen Kaiser, die Obelisken nach Rom brachten. Dieser Obelisk befand sich zuvor im Zirkus (eine private Wagenrennbahn) von Kaiser Nero (37-68 n.Chr.).
Papst Sixtus V. (1521-1590) beauftragte 1586 den Architekten und Bildhauer Domenico Fontana (1543-1607) mit der Aufstellung des Obelisken auf dem Petersplatz. Bis heute steht der Obelisk
an seinem ursprünglichen Ort.
Der Legende nach soll die bronzene Kugel in der Spitze eine goldene Urne mit Gaius Iulius Caesars Asche (100- 44 v.Chr.) enthalten.
Der südliche Brunnen
Nördlich und südlich des Obelisken befinden sich zwei baugleiche, 14 Meter hohe Brunnen, die in verschiedenen Epochen geschaffen wurden, der nördliche stammt von Carlo Maderno (1614), der auch die Fassade des Petersdoms nach Michelangelos Entwürfen gestaltete, während der südliche von Carlo Fontana (1675) geplant wurde.
Nach ihrem Vorbild schuf übrigens Friedrich von Gärtner das Brunnenpaar auf dem Geschwister-Scholl-Platz in München (1842-44), die daher auch als »Römische Brunnen« bezeichnet werden.
Am Vortag der regelmäßig mittwochs statt findenden Generalaudienz des Papstes: Bestuhlung für geladene Gäste und Pilgergruppen unmittelbar unterhalb der fünf Eingangsportale des Petersdoms
Typische Stimmung nach Sonnenaufgang: die ersten Sonnenstrahlen tauchen den Marmor
in ein warmes Farbspiel