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Das Reformationsjubiläum 2017

500-Jahre Reformation: Der Anschlag der Thesen jährt sich zum 500. Mal

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg
Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Sei 1996 UNESCO-Welterbestätte und offizielle Luther-Gedenkstätte am westlichen Ende

der Altstadt

Die Schlosskirche zu Wittenberg

Vom Stadtzentrum weithin sichtbar überragt der knapp 90 Meter hohe Schlosskirchturm die Lutherstadt Wittenberg. Die Wittenberger Schlosskirche mit ihrer Pickelhauben-Dachkonstruktion

ist weltberühmt.

 

Unter der neugotischen Turmhaube (nachträglich ergänzt: 1885-92), befindet sich ein

Spruchband aus Mosaiksteinen, dessen metergroße Buchstaben die Worte aus Luthers

Kirchenlied »Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen« in die Welt tragen.

 

Um 1340 wurde die »Allerheiligenkapelle« für liturgischen Dienst erstmals erwähnt, an deren

Stelle Kurfürst Friedrich der Weise die weitaus mehr Platz bietende Schlosskirche errichtete,

die 1509 zunächst als »Universitätskirche« eingeweiht wurde.

Das Thesenportal

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg
Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Das Bogenfeld über dem Portal zeigt Christus am Kreuz vor der Silhouette von Wittenberg.

Luther hält eine in die deutsche Sprache übertragene Bibel in der Hand und Melanchthon

das erste große Bekenntnis der Reformation (die »Confessio Augustana«, 1530).

In das Portal sind die 95 Thesen »gemeißelt«

95 Thesen gegen den Ablasshandel

Der Überlieferung nach schlug Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an das Hauptportal der Schlosskirche. Diese gelten heute als Ausgangspunkt der Reformation.

 

Als historisch gesichert gilt, dass Luther an jenem Tag seine Thesen an hohe geistliche Würdenträger sandte (dass er darüber hinaus zu früh morgendlicher Nebelstunde verstohlen Thesen an eine Eingangstüre heftete, kann hingegen nicht einwandfrei belegt werden).

Wie kam es zum Ablasshandel?

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Das Kirchenschiff der neugotisch erneuerten Schlosskirche

»Mich wundert, dass bei solchem unermesslichem Wucher die Welt noch steht.« Martin Luther

Einer der Adressaten war Erzbischof und Kurfürst Albrecht von Brandenburg (1490-1545, Erzbischof von Magdeburg, Erzbischof von Mainz, Kurfürst von Mainz), der geistliche und weltliche Macht auf beispiellose Weise in seiner Person vereinte.

 

Eine solche Machtkonzentration verstieß eigentlich gegen das Kirchenrecht:

 

Albrecht zahlte insgesamt knapp 25.000 Gulden an die römisch-katholische Kirche, um die päpstliche Zustimmung zu seiner Wahl zum Erzbischof von Mainz zu erreichen sowie für die Verleihung der bischöflichen Insignien.

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Teil des Chorgestühls und eine der Predigtkanzeln

Papst Leo X. wollte mit dieser hohen finanziellen Forderung eigentlich verhindern, dass Albrecht »doppelter Bischof« werden konnte. Stattdessen nahm Albrecht für die Transaktion einen Kredit

bei dem Bankhaus Fugger auf, mit dem Ansinnen, den Kredit durch die Einnahmen aus dem Ablasshandel zu begleichen.

 

Um das lukrative Geschäft mit der Sündenvergebung zu befeuern, beschäftigte Albrecht

sogenannte Ablassprediger.

 

Der Dominikaner-Mönch Johannes Tetzel (1465-1519) erlangte mit seinen Predigten und »Festpreisen« für die Vergebung bestimmter Sünden große Popularität: ein Mord macht vier Dukaten, ein Kirchenraub kann mit neun Dukaten gesühnt werden.

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Predigtkanzel über Martin Luthers Tumba

Luther beklagte, dass dieser Handel zu dem Glauben führe, dass keine Sünde so groß sei,

dass sie nicht mit käuflichen Ablassbriefen gesühnt werden könnte.

 

»Man soll die Christen lehren, den Armen etwas zu schenken und den Bedürftigen zu leihen,

anstatt Ablass zu kaufen«. Jedem wahrhaft Reuigen gebühre die Vergebung von Strafe und

Schuld auch ohne den Kauf eines Ablassbriefes.

 

Die geistlichen Empfänger der Thesen reagierten zurückhaltend auf Luthers Streitschrift.

Um die Jahreswende 1517-18 gelangten die Thesen (durch einen Leak) an die Öffentlichkeit

und gingen prompt in Leipzig, Nürnberg und Basel in die Vervielfältigung.

 

Die gedruckten Exemplare verbreiteten sich rasant und gelangten auch über die Landesgrenzen hinaus. Auch wenn die Thesen ursprünglich nicht für das Volk bestimmt waren, veröffentlichte

Luther im März 1518 eine volkstümliche Fassung seiner Schrift, die 16 Auflagen erreichte.

Die zwei Hochgräber im Kircheninnenraum

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Martin Luthers Tumba (1483-1546): deutscher Reformator, wichtigster Vertreter des Protestantismus, übersetzte die Bibel in allgemein verständliche deutsche Sprache

Martin Luthers Tumba

Bei einer Tumba handelt es sich um eine Art Hochgrab, bei dem die Grabplatte mit Inschrift

(Name, Lebensdaten) nicht in den Boden eingelassen ist, sondern auf einem rechteckigen

Unterbau aus Stein ruht.

 

Wie im ausgehenden Mittelalter und bis in die Frühe Neuzeit üblich, ist ein gestaltetes

Grabzeichen im Chorraum der Kirche einer kleinen kirchlichen und weltlichen Elite vorbehalten.

Hier in der Schlosskirche befinden sich u.a. die Erinnerungszeichen für die Reformatoren Martin Luther und Philipp Melanchthon sowie für den Kurfürsten Friedrich den Weisen von Sachsen.

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Philipp Melanchthons Tumba, Inschrift in lateinischer Sprache

Philipp Melanchthon [eigentlich: Philipp Schwarzerdt] (1497-1560):        Reformator, Humanist

Nach Studienaufenthalten in Heidelberg und Tübingen, kam M. 1518 als Professor für Griechische Sprache an die Universität Wittenberg.

 

Als Universitätsgelehrter motivierte er Luther, die Bibel in ein für das Volk verständliches Deutsch

zu übersetzen. In Kursachsen führte er eine große Schul- und Universitätsreform durch, die später anderen Ländern zum Vorbild wurde.

 

M. war der wichtigste Mitarbeiter Luthers, der entweder bei wichtigen Streitgesprächen mit Vertretern der römischen Kirche zugegen war oder aber, wenn der geächtete Luther selbst nicht erscheinen konnte, selbst in den Verhandlungen mit der römisch-katholischen Kirche glänzte.

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Holzreliefe an den Seiten der einschiffigen Kirche, in der Mitte: Grabplatte für Martin Luther

Luthers und Melanchthons Arbeitsweisen ergänzten sich: Luther arbeitete unermüdlich an

einer neuen Theologie, während Melanchthon die Systematik hierfür übernahm. So war es Melanchthon, der die erste gültige Zusammenfassung der reformatorischen Lehre verfasste

(1521: »Loci communes«, die erste evangelische Dogmatik).

 

Melanchthon schrieb auch das erste große Bekenntnis der Reformation (1530: »Confessio Augustana«). Bis heute werden evangelische Pfarrer unter anderem mit diesem Bekenntnis

feierlich in ihr Amt eingeführt.

Der Fürsprecher

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Wandgrab und Epitaph für Friedrich III. (Bildhauer: Peter Vischer der Jüngere, 1487-1528)

Friedrich der Weise (1463-1525): Kurfürst von Sachsen, Förderer des Reformators Martin Luther

Friedrich der Weise (1463-1525): Kurfürst von Sachsen, Förderer des Reformators Martin Luther Während seiner Regierungszeit hielt er sein Herrschaftsgebiet, das er zusammen mit seinem

Bruder, Johann dem Bestätigen (1468-1532) regierte, aus kriegerischen Auseinandersetzungen heraus und förderte Wissenschaft und Kunst.

 

Wittenberg baute er zur repräsentativen Residenzstadt aus mit Schloss und neuer Schlosskirche (1507). 1502 gründete er die Universität.

 

Obgleich selbst tief durchdrungen von spätmittelalterlicher Frömmigkeit und darauf bedacht, seine Neutralität in der Glaubensfrage zu betonen, erkannte er die Reformbedürftigkeit der römischen Kirche seiner Zeit. Dass er Luther vor der Kirchengerichtsbarkeit schützte, zählt bis heute zu seinem historischen Vermächtnis.

Die Lutherrose

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Das Familienwappen der Familie Luther

Das Wappen von Luthers Herkunftsfamilie zeigt in der Mitte ein Kreuz auf einem roten Herz,

über einer weißen Rose auf blauem Grund.

Die Schlosskirche zu Wittenberg (Die »Thesenkirche«)
Die Schlosskirche zu Wittenberg

Architektonisches Detail: ein Radleuchter vor neugotischen Deckenstreben