…vor der antiken aurelianischen Stadt-Mauer…Der einst durch Kaiser Aurelian (270-275 n.Chr.) erbaute 19 km lange Verteidigungsring um die Stadt wurde inzwischen restauriert und ist fast vollständig erhalten
Die zweitgrößte Kirche Roms: mehr als 130 Meter lang, 65 Meter breit, 5 Kirchenschiffe
nach frühchristlich-byzantinischem Vorbild, 30 Meter hoch
ist eine der vier römischen Papstbasiliken mit besonderen Privilegien, besonderem Ablass
und Heiliger Pforte.
Über viele Jahrhunderte war sie der größte christliche Sakralbau der Welt, heute zählt
»St. Paul vor den Mauern« nach dem Petersdom zu den bedeutendsten Kirchen Roms.
Nach christlicher Überlieferung wurde der Heilige Apostel Paulus während der
Christenverfolgung unter Kaiser Nero um 67 n.Chr. in Rom enthauptet.
324 ließ Kaiser Konstantin I. die vermutete Grablage des Apostels mit der ersten
»Paulus-Basilika« überbauen (vergleichbar mit dem Petersdombau).
Der eindrucksvolle Quadriportikus (überdachte Kreuzgang), ist 70 Meter lang und besteht
aus 150 Säulen, im Zentrum befindet sich eine massive Statue des Heiligen Paulus
(geschaffen von Giuseppe Obici 1807-1878)
»Rom« [der Staat der Vatikanstadt] ist der zentrale Ort der Christenheit, nicht weil Rom die Hauptstadt des römischen Reiches war, sondern weil die Apostelfürsten Petrus und Paulus
hier der Überlieferung nach ihr Martyrium erlitten haben und ihre Grablagen hier stets gepflegt
und verehrt wurden.«
Auch wenn die Reliquienverehrung heute nicht mehr als zeitgemäß gilt, und die archäologischen Funde (Gebeine) sowiedie Interpretation der Quellenlage (schriftliche Überlieferungen, insbesondere der vier Evangelisten) häufig mit modernen wissenschaftlichen Methoden nicht verifiziert werden können, so kommt den Apostel-Gräbern und -Wirkstätten nach wie vor eine überragende Bedeutung zu.
»Petrus und Paulus, »Fels und Licht« üben nach wie vor eine Magnetwirkung auf die Stadt Rom
und ihre mit Kirchen überbauten Apostelgräber aus.
Die Fassade ist mit Mosaiken aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dekoriert
Im unteren Abschnitt sind die vier großen Propheten des Alten Testaments dargestellt: Jesaja, Jeremias, Ezechiel und Daniel.
Der mittlere Abschnitt ist dem mystischen Lamm gewidmet, das von vier Flüssen (symbolisieren
die vier Evangelien) und von zwölf Lämmern (symbolisieren die zwölf Apostel) umgeben ist.
Im oberen Abschnitt segnet Christus; neben ihm knien Petrus (Erkennungszeichen: der Schlüssel) und Paulus (Erkennungszeichen: das Schwert).
80 monolithische Granitsäulen teilen das Kircheninnere in eine fünfschiffige Basilika
Kaiser Konstantin I. (Lebzeiten um 270-337) gab sowohl den Auftrag für »Alt-St. Peter«
als auch für die erste Paulus-Basilika. In beiden Fällen ließ er jeweils die vermuteten Grablagen
der Apostel Petrus bzw. Paulus mit einer Kirche überbauen. Die ursprüngliche Basilika »St. Paul
vor den Mauern« wurde im 4. Jahrhundert n.Chr. geweiht.
Im Sommer 1823 nahm dieses einzigartige Zeugnis vorchristlicher und byzantinischer Zeit bei
einem Kirchenbrand schweren Schaden.
Der italienische Architekt Luigi Poletti (1792-1869) wurde mit dem Wiederaufbau der Kirche nach dem Vorbild des Originals beauftragt, 1854 wurde der Neubau von Papst Pius IX. (1792-1878) geweiht.
»St. Paul vor den Mauern« ist heute die einzige römische Basilika, die Form, Abmessungen und Bedeutung einer frühchristlichen Kirche vermitteln kann.
Blick durch das Hauptschiff, im Vordergrund: der Triumphbogen, im Hintergrund:
der Päpstliche Hochaltar und die Apsis mit Halbkuppel
Der Triumphbogen schließt das Mittelschiff ab und steht auf 14 Meter hohen Granitsäulen
aus dem 5. Jahrhundert.
Das farbige Mosaik geht auf die gleiche Schule zurück wie die venezianischen Mosaike von
St. Markus. Der segnende byzantinische Christus in der Mitte ist von zwei anbetenden Engeln
und den 24 Ältesten der Offenbarung umgeben.
Am oberen Rand symbolisieren vier geflügelte Wesen, Tiere mit menschlichen Zügen, die vier Evangelisten: »Mensch« (Matthäus), »Löwe« (Markus), »Stier« (Lukas) und »Adler« (Johannes).
Ein Blick in Richtung der vergoldeten Kassettendecke zeigt das für »St. Paul vor den Mauern« charakteristische Fries mit seinen Tondi (Papstmosaike)
Unterhalb der Kirchenfester im Hauptschiff [Abbildung oben] und in den Seitenschiffen verläuft ein »Band« mit den Portraits aller Päpste der Kirchengeschichte, beginnend mit dem Heiligen Petrus, dem mutmaßlich ersten Bischof von Rom.
Inzwischen gibt es nur noch wenige freie Tondi und der Überlieferung nach wird die Welt untergehen, wenn der letzte Tondo gefüllt ist…
Die meisten Medaillons haben während des Kirchengroßbrandes von 1823 Schaden genommen,
so dass trotz der späteren Restaurierung einige Inschriften für immer verloren gegangen sind.
Der Päpstliche Hochaltar in St. Paul vor den Mauern über der vermuteten Grablage
des Apostels Paulus
Der Überlieferung nach war Saulus der Sohn einer vermögenden jüdischen Familie;
griechisch gebildet und mit römischem Bürgerrecht.
Zunächst hatte er sich an der Verfolgung der Christen beteiligt, bevor er sich nach einer
persönlichen Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus vor Damaskus bekehren ließ.
Er wurde Christ und neben Simon Petrus der erfolgreichste Missionar des Urchristentums
sowie der erste und wichtigste Theologe in der Geschichte des Christentums.
Vor allem Nichtjuden im östlichen Mittelmeerraum verkündete er den auferstandenen Jesus Christus. Der Briefwechsel mit ihnen zählt zu den ältesten erhaltenen urchristlichen Schriften und bildet eine wesentliche Grundlage des späteren Neuen Testaments.
Räumlich hinter dem Päpstlichen Hochaltar, befindet sich eine halbrunde Apsis,
die den Abschluss des Mittelschiffs bildet und von einer Halbkuppel überwölbt wird
Paulus wird in vielen Religionen als Heiliger verehrt: in der römisch-katholischen Kirche,
den Orthodoxen Kirchen, der Anglikanischen Gemeinschaft,…
Das venezianische Mosaik aus dem Jahr 1226 ersetzt das ursprüngliche Mosaik aus
dem 5. Jahrhundert. Es zeigt einen segnenden Christus, zusammen mit den Heiligen Petrus, Andreas sowie Paulus und Lukas.
Die Grabstätte des Apostels Paulus unter dem Päpstlichen Hochaltar, auf den Hinweisschildern
steht geschrieben:
Der Sarkophag
»Durch die Öffnung in der Mauer hinter dem Gitter sieht man ein Stück der Seite des Sarkophags
in unbearbeitetem Marmor, in dem der Sarg des Heiligen Paulus aufbewahrt ist.«
Kette des Heiligen Paulus
»In dem goldbronzenen Reliquienbehälter [oben im Bild] zwischen Grab und Papstaltar wird eine Kette aufbewahrt, die aus neun Ringen besteht. Einer unangefochtenen alten Überlieferung zufolge handelt es sich um einen Teil der Kette, die den Heiligen Paulus zwang, in Rom im Zustand der Gefangenschaft zu leben.«
Vor dem Päpstlichen Hochaltar kann man über eine Wendeltreppe zu dem Sarkophag
hinabsteigen und am Apostelgrab beten
2005 stießen der Vatikan-Archäologe Giorgio Filippi und sein Team auf einen römischen Sarg mit
der Inschrift »Pavlo Apostolo Mart« (dem Apostel und Märtyrer Paulus gewidmet). Neben Knochen wurden einige Körner Weihrauch und purpurfarbener Stoff aus Leinen gefunden. Die Knochenreste konnten 2009 mit wissenschaftlichen Methoden auf das 1. oder 2. Jahrhundert n.Chr. datiert werden.
Das Ergebnis dieser Untersuchung führte im Juni 2009 zu Papst Benedikts XVI. spektakulärem Kommentar »In dem Behältnis unter dem Hauptaltar, lägen tatsächlich die Überreste des legendären Kirchenmannes.«
...eine lebendige Kirche…