»Luther war hier«: die St. Petri-Pauli-Kirche in Eisleben
1333 wird die Kirche erstmals als Pfarrkirche St. Petri urkundlich erwähnt. Am 11.11.1483
wurde Martin Luther im Vorgängerbau des heutigen Kirchengebäudes - einen Steinwurf von
seinem Geburtshaus entfernt - auf den Tagesheiligen Martinus getauft.
Die heutige Bauform entstand in zwei Etappen, um 1447-74 (Turmbau) und 1486-1513
(Gestaltung des Kirchenschiffs). Das vollständig erhaltene Dreiergeläut ist eine Rarität und
zeugt von der Bedeutung der einstigen Bergbaustadt. Mit der Durchsetzung der Reformation
in der Grafschaft Mansfeld wurde auch Luthers Taufkirche lutherisch.
Die letzten umfangreichen Sanierungsarbeiten wurden 2012 abgeschlossen bevor die
Kirche als »Zentrum Taufe« wieder eröffnet wurde.
Der Kirchenraum wirkt großzügig und lichtdurchflutet. Die Aufmerksamkeit wird geleitet
auf die beiden Taufbrunnen und den dreiteiligen Schnitzaltar.
Heute wird Martin Luthers Tauftag alljährlich mit einem ökumenischen Gottesdienst, einem Laternenumzug zum Luther- Denkmal und einer Taufgedächtnis-Andacht begangen.
Das Zentrum des Chorraums wird von einem spätgotischen Flügelaltar mit vollplastischen Holzfiguren bestimmt
Der spätgotische Schnitzaltar ist der heiligen Anna geweiht, der Großmutter Jesu.
Sie wurde im Mittelalter sehr verehrt und gilt auch als Schutzpatronin des Bergbaus.
Die Mitteltafel des Triptychons ist der »Gruppe Anna selbdritt« gewidmet: einer Dreiergruppe bestehend aus Anna, ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind. Diese Konstellation ist für ein spätmittelalterliches Andachtsbild typisch.
Eine Besonderheit ist der regionale Bezug zum Bergbau (rund 800 Jahre Kupferschieferabbau
in der Region um Mansfeld/ Eisleben): die Hirten wurden als Bergleute dargestellt.
Der Luthertaufstein (traditionelle Bauweise, links hinter dem neuen Taufbrunnen) befindet
sich in unmittelbarem räumlichem Bezug zum neuen Taufbrunnen und ist weiterhin Bestandteil
des Taufortes. Nach wie vor ist der Luthertaufstein, der aus den Resten des Originaltaufsteins
Martin Luthers rekonstruiert wurde, der Haupttaufstein für traditionelle Taufen.
Einen Tag nach seiner Geburt, am 11.11.1483 wurde Luther hier getauft. Der zu Teilen im
Original erhaltene Taufstein symbolisiert die Bedeutung, die die Taufe für Luther hatte. Sie
war auch das wichtigste Ereignis, das ihn mit Eisleben verband.
Der Bezug zu seiner eigenen Taufe blieb für Luther zeitlebens ein zentraler Bezugspunkt,
in schwierigen Zeiten seines Lebens soll er sich immer wieder bewusst gemacht haben:
»Ich bin getauft!«
Die besondere Frömmigkeit und Spiritualität des ausgehenden Mittelalters prägten Luther nachhaltig.
Die Neugestaltung und Neugewichtung der Kirche in den Jahren 2010-12 zum »Zentrum Taufe« spiegeln das Spannungsfeld zwischen der historischen Originalstätte und dem Anspruch der heutigen Evangelischen Kirche, zeitgemäß in der Öffentlichkeit aufzutreten.
Das neue Taufbecken ist ein begehbarer Ganzkörper- Taufbrunnen, in den Pfarrer/in und Taufpate/in steigen. Der Täufling wird mit dem gesamten Körper eingetaucht.
Dem Wasser werden bei der Taufe magische Fähigkeiten bei der Sündenvergebung zugeschrieben.
Die Inschriften zu diesem kleinen Seitenraum der St. Petri-Pauli- Kirche offenbaren:
»Die Turmkapelle galt lange Zeit als der Ort, an dem Martin Luther am 11.11.1483
getauft wurde. Sie wird dementsprechend auch vielfach als Taufkapelle genutzt.«
»Der Altar und der Taufstein stammen aus der stillgelegten St. Nicolai-Kirche«
Die UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte in der Lutherstraße 16
Im November 1483 wurde Martin Luther in Eisleben geboren. Zum Zeitpunkt seiner Geburt
waren seine Eltern auf der Durchreise, bevor sein Vater eine Stelle als Hüttenmeister in Mansfeld antrat. Obwohl Luther nur wenige Wochen nach seiner Geburt in Eisleben verbrachte und auch später nie einen festen Wohnsitz in Eisleben hatte, besuchte er seine Geburts- und Taufstadt ein Leben lang regelmäßig.
1689 wurde das historische Geburtshaus zu großen Teilen durch einen Stadtbrand zerstört.
Die Stadt Eisleben erwarb das Grundstück und eröffnete in einem Teil eine Armenschule. Der
andere Teil des Areals wurde als Gedenkstätte für Lutherpilger eingerichtet. Die frühzeitig einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemachten Ausstellungsräume gelten heute als eines der ersten geschichtlichen Museen in Deutschland.
Heute illustriert eine Dauerausstellung den Lebensabschnitt der Geburt Luthers, seiner Taufe und seiner Abstammung, wie etwa der Bergbautätigkeit des Vaters.
Die UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte gegenüber der St. Andreaskirche
Martin Luther stand zeitlebens in engem Kontakt zu seiner Geburtsstadt Eisleben und griff immer wieder vermittelnd und schlichtend in die Geschicke der Stadt ein. Letztmalig reiste er im Februar 1546 nach Eisleben, um zwischen zerstrittenen Landesherren einen Vertragsabschluss zu erzielen. Während diesem Aufenthalt verstarb der Reformator 62-jährig in Eisleben.
Obgleich das Haus seit 1726 als Luthers Sterbehaus gilt, denkmalgeschützt ist und seit 2003
Teil eines modernen Museumsquartiers ist, geht die neuere Forschung davon aus, dass sich
das eigentliche Sterbehaus am Marktplatz befindet (auf dem Grund des heutigen Hotels »Graf
von Mansfeld«).