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Deutsche und hebräische Inschrift (unter den Efeuranken):
»Der Staub kehrt zum Staube zurück - wie er gewesen.
Der Geist aber zu Gott, der ihn gegeben.«
Ende des 18. Jahrhunderts trat wieder eine kleine jüdische Gemeinschaft
zur Gründung zusammen, die bezüglich einer Synagoge und einer eigenen
Begräbnisstätte vor dem Nichts stand. Ein bereits im Mittelalter vorhandener
jüdischer Begräbnisplatz ging verloren. Wurde eine jüdische Gemeinde
vertrieben/ausgelöscht, wie es im Mittelalter häufig der Fall war, wurde auch
ihre Begräbnisstätte der Willkür preisgegeben.
Erst 1816 durften die in München lebenden Juden wieder eine eigene
»Stätte der Ewigkeit« einrichten, nämlich den »Alten Friedhof« an der
Thalkirchner Strasse.
Das Friedhofsareal des Alten Friedhofs wurde im Laufe des19. Jahrhunderts
mehrmals erweitert. Ab 1880 wurden seine räumlichen Grenzen allerdings
absehbar, so dass der Zukauf eines geeigneten Grundstücks für den
»Neuen jüdischen Friedhof« geplant wurde.
Die Israelitische Kultusgemeinde erwarb 1904 das Grundstück des heutigen
Neuen Friedhofs. Die Bauplanung begann im selben Jahr, Einweihung und
Übergabe fand im Mai 1908 statt, die Inbetriebnahme erfolgte erst am
1. Juli 1908. Auf 5-6 Hektar Fläche, verteilt auf ca. 22 Grabsektionen, sind
insgesamt Platz für 10.000-16.000 Gräber vorgesehen (die Angaben variieren
stark), etwa 3/4 der Fläche sind heute belegt.
Die Bauplanung oblag dem bedeutendsten Friedhofsarchitekten seiner Zeit,
Hans Grässel, unter dessen Federführung auch die Friedhofsanlagen des
West-, Nord- und Waldfriedhofs entstanden. Grässel war bestrebt, durch
einfühlende gartenarchitektonische Gestaltung, einen Friedhof zu einem
friedvollen Ort zu machen, der Trost spendet.
Neueste Sektion auf dem Neuen Friedhof: der verwitterungsbeständige
und pflegearme Granit ist bei neueren jüdischen Grabzeichen sehr beliebt:
nach dem Aufstellen gilt für die Grabsteine eine »Unantastabarkeit für immer«,
um die Todesruhe nicht zu stören
Für eine jüdische Gemeinde ist es kein einfaches Unternehmen, eine
geeignete »Stätte der Ewigkeit« zu finden, an der die sterblichen Überreste
eine ewige Ruhe und Heimat finden bis zur körperlichen Auferstehung am
»Jüngsten Tag«.
Die Begräbnisstätte ist ein Ort des Friedens, der als »Stätte der Ewigkeit«,
»Haus der Welt« oder »der gute Ort« bezeichnet wird. Ein »Friedhof«
hingegen bezeichnet im Mittelalter einen eingezäunten Kirchhof, in dem Asyl
gewährt werden konnte.
Liebe und Ehrfurcht vor den Vorfahren gebieten, dass bestimmte Regeln
eingehalten werden. Oberste Priorität ist, das die Begräbnisstätten bis an das
Ende aller Zeiten, den Ahnen gehören und niemals mehr angetastet werden
dürfen.
Auch wenn Grabsteine verfallen oder in den Untergrund einsinken, hört ein
Grab nicht auf zu existieren. Auf einem jüdischen Friedhof wird ein Grab nur
ein einziges mal belegt (ein schlichter Holzsarg und 40 cm Abstand zum
Nachbargrab sind üblich) und geht in den Besitz des Verstorbenen über.
Somit sind die Ruhezeiten christlicher Friedhöfe unbekannt.
Das Grab steht für die körperliche Anwesenheit des Menschen, und muss
daher gegen Beschädigung, Betreten und alle (nicht sinnvolle) menschliche
Einwirkung geschützt werden. Es versteht sich von selbst, dass
Umbettungen vermieden werden. Exhumiert wird nur, wenn eine
Überführung in das Gelobte Land bevor steht, die bei
Wiederauferstehung eine Wanderung dorthin erspart.
Eine spezielle Grabpflege mit Bepflanzungsplänen oder Kränzen als
Grabschmuck gehören ebenso wenig zum Brauchtum. Die Toten sollen
eins werden mit der Natur. Pflanzen, die dem Boden Saft entziehen sind
nach traditionellem Ritus verboten; auf assimilierten Gräbern werden
bisweilen Topf- oder Vasenblumen niedergelegt, vgl. Neueste Sektion.
Nach alter jüdischer Tradition fand die Beisetzung binnen 24 nach Eintritt
des Todes statt, denn die Seele kann erst zu Gott finden, wenn der Körper
mit Erde bedeckt ist.
Sofern die Bestattung von einem Staatsgesetz geregelt wird, ist dieses
Gesetz zu beachten, in Deutschland sind es 48 Stunden Wartezeit vom
Eintritt des Todes bis zur Bestattung.
Bereits im Altertum markierte man ein Grab mit Steinen und sicherte es
gegen Tiere. Bis heute hat sich der Brauch bewahrt, beim Besuch keine
Blumen, sondern ein Steinchen oder ein Zettelchen mit Fürbitten
mitzubringen und auf das Grab zu legen bzw. in einen für die Wünsche
vorgesehenen Behälter zu geben.
Für den Brauch gibt es inzwischen viele Erklärungen. Ein Stein könnte
bedeuten »Ich war da«; er könnte aber auch symbolisch das Lebenswerk
des Toten weiterbauen oder aber die Begräbnisstätte symbolisch
erhöhen und damit ehren…
Ältere Sektion auf dem Neuen Friedhof:
Verwitterungsspuren unterstreichen den
natürlichen Charakter eines »Findlings«
und das Einswerden der Toten mit der Natur
Eine Leiche ist eine Hülle, die etwas Heiliges beherbergt hat. Die Hülle
selbst aber kann sich Gott nicht mehr annähern. Deshalb gilt ein
Friedhof, der all die toten Hüllen beheimatet, als »unreiner« Ort, d.h.
als rituell verbotener Ort (»unrein« hat nichts mit »verschmutzt« zu tun).
Die Gebote sind u.a.: Männer tragen eine Kopfbedeckung, man isst
und trinkt nicht und wäscht sich nach dem Verlassen die Hände.
Wurde auf dem Weg zum Landtag ermordet von Anton Graf Arco-Valley
(1897-1945).
E. arbeitete zunächst als Journalist in Marburg bevor er sich 1898 der
Sozialdemokratie anschloss. 1898-1905 war er Redakteur der bis heute
bestehenden Zeitschrift »Vorwärts«.
Als entschiedener Gegner der deutschen Kriegspolitik, forderte E. ein
klares Bekenntnis zur deutschen Kriegsschuld. Seine Publikationen zur
Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs brachten ihm eine erbitterte
Feinschaft mit nationalkonservativen Gruppierungen ein.
Während der Novemberrevolution beteiligte sich E. am Sturz der Monarchie
in Bayern und proklamierte im selben Monat 1918 den Freistaat Bayern,
dessen erster Ministerpräsident er wurde.
»Diese Einfriedung
wurde im Jahre 1993
vom Landesverband der
israelitischen
Kultusgemeinden i. Bay.
errichtet.«
L. publizierte als Vertreter eines radikalen Sozialismus und gewaltlosen
Anarchismus seine Schriften in sozialistischen Zeitschriften, wie
»Der Sozialist« (1909-1915) und war 1919 Mitglied der Münchener
Räteregierung.
Neben politischen und literaturwissenschaftlichen Abhandlungen
schrieb L. auch Romane und Novellen.
Fritz Landauer, der auch die Augsburger Synagoge schuf, entwarf das
Ehrenmal für ca. 180 im Ersten Weltkrieg gefallene jüdische Soldaten aus
München.
Fast 10.000 Israeliten dienten während des Ersten Weltkrieges im
bayerischen Heer, insgesamt starben über 1.000 jüdische Frontsoldaten in
Bayern, aus München nahmen insgesamt über 1.500 reichsdeutsche und
nichtreichsdeutsche Juden am Krieg teil.
Das Ehrenmal auf dem Neuen Friedhof hat das Dritte Reich überstanden und
befindet sich auch heute noch gegenüber dem von Hans Grässel
(Waldfriedhof München) entworfenen Friedhofsgebäude. An den Längsseiten
sind die Namen der Gefallenen in Steinplatten graviert.
Viele der 180 gefallenen Münchener Kriegsteilnehmer fanden auf dem Neuen
bzw. Alten jüdischen Friedhof ihre letzte Ruhestätte. Ihre Gräber sind oftmals
- wie auf christlichen Friedhöfen auch - mit militärischen Insignien
geschmückt, wie Helm, Schwert oder Schild.
Ehrenmal für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen jüdischen Soldaten,
neueste Sektion
»Gewidmet den im Kampf gegen
das nationalsozialistische Regime
gefallenen jüdischen Soldaten«