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REIHE Weimarer Klassik: Historische Friedhöfe/Friedhofsteile

Jakobsfriedhof in Weimar

Besucheradresse: Am Jakobskirchhof, 99423 Weimar

Jakobsfriedhof in Weimar
Eingang zur St.-Jakobs-Kirche mit den charakteristischen Grabreliefen der Südwand

Die Geschichte des Jakobskirchhofs in Weimar

Der älteste erhaltene Friedhof der Stadt Weimar wurde vermutlich 1168

als Begräbnisstätte in der »Jakobsvorstadt« eröffnet.

 

Von 1530 bis zu seiner Schließung 1818 war er Weimars einziger 

Begräbnisplatz. Noch im selben Jahr wurde der »Neue Friedhof vor

dem Frauentore« angelegt (heute: Weimars Hauptfriedhof mit historischem

Friedhofsteil um die Fürstengruft).

Jakobsfriedhof in Weimar
»Jakobskirchhof« / »Älteste Begräbnisstätte Weimars« / »1168-1818«

Nach 1840 fanden auf dem Jakobsfriedhof keine Beerdigungen mehr statt,

Gräber wurden eingeebnet, allgemeine Verfallserscheinungen zeichneten

sich ab.

 

Die Stadt Weimar übernahm schließlich die einstige Begräbnisstätte und

ließ sie in den 1920er Jahren zur Parkanlage umgestalten.

Jakobsfriedhof in Weimar
Impression: Blick über die Südwand der St.-Jakobs-Kirche
Jakobsfriedhof in Weimar
Gestaltetes Grabmonument

Die Vergänglichkeit

Die zwei der Verwitterung anheim gefallenen Totenköpfe symbolisieren

formvollendet die Vergänglichkeit menschlichen Lebens sowie aller

irdischer Güter/Werke.

Jakobsfriedhof in Weimar
Grabmonument mit Urne an der Südwand

Johann Karl August Musäus (1735-1787): Schriftsteller

Literaturkritiker, Märchensammler

 

Im Zeitgeist der Spätaufklärung, publizierte M. Literaturkritiken in der

»Allgemeinen Deutschen Bibliothek«, in der vierteljährlich Rezensionen

zu Büchern aus allen Fachgebieten veröffentlicht wurden.

 

M.s Bekanntheit für die Nachwelt beruht auf seinen gesammelten

»Volksmärchen der Deutschen«, die neben Märchen auch Sagen,

Legenden und Schwänke enthalten (1782-1786 in 5 Bänden

erschienen). Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Sammlung häufig

bearbeitet und illustriert, insbesondere die »Legenden von Rübezahl«

sind vielen ein Begriff.

Jakobsfriedhof in Weimar
Jakobsfriedhof in Weimar

Gedenktafel an der Nordwand der St.-Jakobs-Kirche

»Er ruhet von seiner Arbeit und seine Werke folgen ihm nach«

Christoph Wilhelm Günther (1755-1826): Theologe

Autor von Kindermärchen, Hof- und Garnisonsprediger

  

G. »hat am 19. Oktober 1806« in einer stillen Zeremonie

»Goethe mit Christiane Vulpius in der Sakristei dieser Kirche getraut.«

Jakobsfriedhof in Weimar
Jakobsfriedhof in Weimar

Grabplatte mit einem Abschiedsvers von Goethe:

»Du versuchst o Sonne vergebens,

durch die düsteren Wolken zu scheinen.

der Ganze Verlust meines Lebens

ist, ihren Verlust zu beweinen

Goethe«

Christiane von Goethe, geborene Vulpius (1765-1816)

Ehefrau von Goethe, Schwester des Romanschriftstellers und

Bibliothekars Christian August Vulpius (»Historischer Friedhof«)

 

Ab 1788 lebte sie mit Goethe zusammen, 1789 wurde Sohn August

von Goethe geboren.

 

Goethe schätzte ihr natürliches Wesen und ihre Gefühlskraft. Ihren

sozialen Status erleichterte er aber erst 1806 mit einer Heirat gegen

den Widerstand der Hofgesellschaft, und zwar weil sie sein Wohnhaus

am Frauenplan (heute Goethe-Nationalmuseum) gegen französische

Marodeure verteidigt hatte.

Jakobsfriedhof in Weimar
Überlebensgroßes Steinrelief an der Südwand

Lucas Cranach der Ältere (1472-1553): Hofmaler, Zeichner, Kupferstecher

Nach Wanderjahren schuf C. seine ausdrucksstarken Frühwerke (1503: »Klage

unter dem Kreuz«, Alte Pinakothek München). 1505 berief ihn Friedrich der Weise

an den kursächsischen Hof nach Wittenberg, wo er neben christlichen Motiven

(Mariendarstellungen) auch weibliche Aktdarstellungen, mythologische Darlegungen

und schließlich Holz- und Kupferstiche schuf.

 

Das Gebetbuch von Kaiser Maximilian I. illustrierte C. mit Zeichnungen. Durch seine

Freundschaft mit Martin Luther (zahlreiche Lutherporträts) schuf er darüber hinaus

Holzschnitte zur Bibel und für Reformationsschriften. Zudem fertigte er Bildnisse

von Kaiser Karl V. und Tizian an.

Jakobsfriedhof in Weimar
Jakobsfriedhof in Weimar

»Hofmaler des sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich

dem Grossmütigen und Freund Martin Luthers

Maler der Renaissance und Reformation

Gründer der Sächsischen Malschule

Geschäftsmann und Politiker

Malerwerkstatt in Weimar (Cranachhaus am Markt)

Altarbild der Herderkirche von Lucas Cranach d.Ä/d.J.

Originalgrabtafel von Lucas Cranach d.Ä. befindet

sich in der Herderkirche in Weimar«

Jakobsfriedhof in Weimar
Jakobsfriedhof in Weimar

»Carl Lebrecht Schwabe

[erster gewählter Bürgermeister Weimars] treuer Verehrer Schillers

erwirkte dessen Überführung

mit Freunden ins Kassengewölbe

Nachts 11./12. Mai 1805

 

Als Bürgermeister von Weimar

rettete er daraus im März 1826

Schillers Gebeine

für die Fürstengruft«

Überführungsgeschichte der Gebeine Schillers

Dieser Hinweis befindet sich auf dem »Historischen Friedhof« in Weimar

und stellt die Überführungsgeschichte der Gebeine Schillers dar.

 

Die erste Überführung fand 1805 von einem Schiller nicht würdigen Ort in

das Kassengewölbe/Jakobsfriedhof statt. Später wurde Schiller dann in die

Fürstengruft/»Historischer Friedhof« umgebettet.

Jakobsfriedhof in Weimar
Kassengewölbe
Jakobsfriedhof in Weimar
Schillerbüste im Inneren des Kassengewölbes

Das Kassengewölbe

Das ursprünglich als privates Erbbegräbnis erbaute Kassengewölbe

mit barockem Überbau ging 1742 in den Besitz des damaligen

Finanzministeriums über.

 

Fortan diente das Mausoleum in der Südostecke des Kirchhofs als

Gemeinschaftsgrabstätte für Adelige und angesehene bürgerliche

Familien, die sich ein prunkvolles Erbbegräbnis nicht leisten konnten.

Knapp 70 Jahre lang fanden hier Beisetzungen statt, zuletzt 1823.

 

Schillers Gebeine wurden 1805 hierhin überführt, wo er zwei Tage nach

seinem Tod in aller Stille beigesetzt wurde. Aus dieser Gemeinschaftsgruft

wurden über 20 Jahre nach seinem Begräbnis seine vermuteten (!)

Gebeine umgebettet in die Fürstengruft (»Historischer Friedhof«).