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REIHE Weimarer Klassik: Historische Friedhöfe/Friedhofsteile

»Historischer Friedhof« in Weimar

Besucheradresse: Am Poseckschen Garten, 99423 Weimar

»Historischer Friedhof« in Weimar
Historische Friedhofsmauer

Geschichte des Friedhofs

Nachdem sich die Grenzen des Jakobsfriedhofs in Weimar immer deutlicher

abzeichneten, erarbeitete eine Kommission über fast sieben Jahre die Pläne

des »Historischen Friedhofs«. Als Vorbilder gelten der Friedhof in Dessau

und der Gottesacker der Herrnhuter Brüdergemeinde (Landkreis Görlitz).

 

1818 wurde der »Friedhof vor dem Frauentor« eingeweiht; in den 1860er

Jahren wurde er mehrmals erweitert und schließlich zu Weimars

Hauptfriedhof ausgebaut. Im Umfeld der Fürstengruft finden heute keine

Beisetzungen mehr statt, um den Charakter der historischen Grabmäler

zu bewahren.

»Historischer Friedhof« in Weimar
Westliche Friedhofsmauer

Klassik Stiftung Weimar

Der historische Teil des Friedhofs (um die Fürstengruft) ist Teil der

»Klassik Stiftung Weimar«, die die Kulturgüter der Epoche »Weimarer

Klassik« (ca. 1785-1805) wissenschaftlich bewahrt und erschließt. Etwa

20 Museen, Schlösser, historische (Wohn-) Häuser sowie Literatur- und

Kunstsammlungen zählen zum Ensemble der Stiftung.

»Historischer Friedhof« in Weimar
Westliche Friedhofsmauer, nahe Fürstengruft

Die »Weimarer Klassik« zählt zum UNESCO Weltkulturerbe

1998 wurde der historische Teil des Friedhofs zusammen mit der

Fürstengruft von der UNESCO in die Weltkulturerbe Liste aufgenommen.

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Historischer Friedhof« in Weimar

Clemens Wenzeslaus Coudray (1775-1845): Architekt

Oberbaudirektor des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach

 

1816 wurde C. Oberbaudirektor in Weimar, wo er Bauten im

klassizistischen Stil schuf, u. a. die Fürstengruft. Viele seiner

Aufträge standen im Zusammenhang mit Goethe.

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Historischer Friedhof« in Weimar

»Unter diesen grünen Linden

ist durch Christus frei von Sünden,

Herr Iohnnes Falk zu finden.

Kinder, die aus deutschen Städten

diesen stillen Ort betreten,

sollen fleißig für ihn beten:

ew’ger Vater Dir befehle

ich des Vaters arme Seele

hier in dunkler Grabeshöhle!

Weil er Kinder angenommen,

lass ihn einst zu allen frommen

als Dein Kind auch zu Dir kommen.

 

Geb. den 28ten Okt. 1768.

Gest. den 14ten Feb. 1826.«

Johannes Daniel Falk (1768-1826) und Familie: Schriftsteller, Pädagoge

Ab 1797 verkehrte F. häufig bei Goethe. Seine niedergeschriebenen Erinnerungen

und Gespräche mit Goethe wurden posthum veröffentlicht.

 

Seine Engagement für verwaiste und gefährdete Kinder machte ihn zum Vorläufer

der »Inneren Mission«; in Weimar gründete er das »Johanneum«.

 

Berühmt aber wurde sein Liedtext, den er 1816 schrieb: »O du fröhliche, o du selige,

gnadenbringende Weihnachtszeit!«.

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Historischer Friedhof« in Weimar

Die Fürstengruft des Friedhofs

Die Fürstengruft wurde 1823-1828 im Auftrag von Carl August von Sachsen-

Weimar-Eisenach (1757-1828) errichtet. Der Weimarer Baumeister Clemens

Wenzeslaus Coudray (1. Station dieses Spaziergangs) verantwortete den Bau,

der heute als eines der Hauptwerke klassizistischer Architektur in Thüringen

gilt.

 

Die Fürstengruft beherbergte ursprünglich 43 Sarkophage von

großherzoglichen Familien und die Eichensärge der Dichter Goethe und

Schiller. Clemens Wenzeslaus Coudray stellte die Särge in der Reihenfolge

der Sterbedaten auf, in der Hauptachse befindet sich der prunkvolle

Bronzesarkophag Carl Augusts von Sachsen-Weimar-Eisenach.

 

Die erste Bestattung in der Gruft war eine Umbettung der vermeintlichen

Gebeine Schillers im Dezember 1827 vom Kassengewölbe/St.-Jakob-Kirchhof.

 

Im Kassengewölbe wurde, wie in dieser Zeit üblich und aus hygienischen

Gründen häufig auch beklagt, in mehreren Schichten bestattet, so dass mit

der Zeit, mit dem Verfall der Särge, zwangsläufig ein gewisses Durcheinander

entstand.

 

2008 wurde schließlich im Rahmen eines Forschungsprojektes nachgewiesen,

dass die vermeintlichen Gebeine Schillers, in Wirklichkeit von mehreren

(anderen!) Personen stammen. Seither steht der Sarkophag von Schiller leer.

 

Im März 1832 wurde Goethe neben Schiller beigesetzt.

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Historischer Friedhof« in Weimar

1859-1862 auf Wunsch der Großherzogin und Zarentochter Maria Pawlowna

errichtet (Schwiegertochter von Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach)

Die Russisch-byzantinische Kapelle

schließt auf der Rückseite direkt an die Fürstengruft an: ein Durchbruch

der Grundmauern machte es möglich, dass Maria Pawlowna neben ihrem

Gatten Carl Friedrich beigesetzt werden konnte, und doch beide unter den

Häusern ihrer eigenen Religion ruhen.

 

Die Kirche wird bis heute von einer kleinen russisch-orthodoxen Gemeinde

genutzt.

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Ruhestätte der Familie Goethe«

Die Begräbnisstätte der Familie Goethe

Hier liegen fünf Angehörige von Johann Wolfgang von Goethe begraben:

 

*seine Schwiegertochter und Ehefrau seines Sohnes August von

Goethe: Ottilie von Pogwisch (1796-1872)

*sowie deren Mutter Henriette von Pogwisch, Freifrau (1777-1851)

 

als auch seine drei Enkelkinder:

 

*Walther Wolfgang von Goethe (1818-1885), Komponist

Der älteste Enkel erhielt von Felix Mendelssohn Bartholdy Klavierunterricht.

Gleichwohl talentiert, blieb er unbekannt. Einige seiner Kompositionen sind

heute in Archiven zugänglich.

 

Für die Nachwelt entfaltet sein weise formuliertes Testament bis heute seine

Wirkung, in dem er dafür sorgte, dass das Erbe seines weltbekannten

Großvaters, lokal und in einer Hand in den Besitz des Staates Sachsen-

Weimar-Eisenach überging (und nicht in den des Deutschen Bundes): in

Erfüllung seines Testaments flossen 1885 Goethes Wohnhaus in Weimar,

seine Bibliothek sowie seine umfangreichen Sammlungen in die Gründung

des Goethe-Nationalmuseums.

 

Seine Grabinschrift lautet: »Mit ihm erlosch Goethes Geschlecht, dessen

Name alle Zeiten überdauert«

 

*Wolfgang Maximilian von Goethe (1820-1883)

Jurist, preußischer Diplomat in Rom

 

*Alma von Goethe (1827-1844)

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Historischer Friedhof« in Weimar

Die aus Marmor gefertigte Plastik stellt Goethes jüngste Enkeltochter dar,

die knapp 17-jährig in Wien an Typhus erkrankte: Alma von Goethe (1827-1844)

Goethes eigene letzte Ruhestätte befindet sich in der nahe gelegenen

Fürstengruft, während seine Frau Christiane Vulpius - lange Zeit ohne

Kennzeichnung der Grabstätte - auf dem St.-Jakobs-Kirchhof beigesetzt wurde.

Goethe hatte mit seiner (Ehe-) Frau Christiane Vulpius fünf Kinder, von denen

vier früh verstarben. Sein Sohn August von Goethe (1789-1830) erreichte als

einziger das Erwachsenenalter.

 

August von Goethe unternahm wie schon seine Väter im Alter von 40 Jahren

eine Italienreise, auf der er verstarb. Er wurde in Rom auf dem Protestantischen

Friedhof beigesetzt.

 

Aus der als problematisch geltenden Ehe August von Goethe und Ottilie von

Pogwisch gingen drei Kinder hervor, die allesamt ohne Nachkommen geblieben

 

sind, so dass die direkte Goethe-Linie 1885 mit Goethes Enkel Walther von

Goethe ausstarb. 

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»Gewidmet von der Goethe Gesellschaft.«

Charlotte von Stein, Freifrau (1742-1827)

Hofdame der Herzogin Anna Amalia und enge Vertraute der Herzogin

Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach, sie war mit Goethe, aber auch

mit Herder und Schiller befreundet

 

Ab 1764 verband sie mit Gottlob Friedrich von Stein eine Zweckehe und

ab 1775 ein enges Freundschaftsverhältnis zu Goethe, das Goethe

kreative Impulse gab. Einen ersten Bruch erhielt die Beziehung mit

Goethes fast zweijähriger italienischen Reise (1786-1788), und einen

weiteren, als Goethe ihr die nicht »standesgemäße« Christiane Vulpius

vorzog. Aus Wut forderte sie ihre Briefe an Goethe zurück und verbrannte

sie, so dass nur Goethes Briefe an Frau von Stein (3 Bände) erhalten

blieben.

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Hier ruht Eckermann, Goethes Freund.«

Johann Peter Eckermann (1792-1854): Schriftsteller

E. übersandte Goethe 1823 seine Schrift »Beyträge zur Poesie mit

besonderer Hinweisung auf Goethe«; seitdem arbeitete er in Goethes

Büro und ordnete seine Manuskripte. Seinen Lebensunterhalt verdiente

E. hingegen durch Privatunterricht.

 

Ab 1825 entstanden in immer tieferer Einfühlung in Goethes

Persönlichkeit und Gedankenwelt die »Gespräche mit Goethe in den

letzten Jahren seines Lebens«. Trotz einiger Formfehler gelten sie als

außerordentlich zuverlässige Quelle für die letzten Lebensjahre Goethes.

Friedrich Nietzsche nannte sie das »beste deutsche Buch überhaupt«.

 

Kurz vor seinem Tod bestimmte Goethe ihn zum Nachlassverwalter.

»Historischer Friedhof« in Weimar
Impression: Eckermann-Säule auf der Westseite der Fürstengruft
»Historischer Friedhof« in Weimar
»Er war Christiane von Goethes Bruder«

Christian August Vulpius (1762-1827): Schriftsteller

Bruder von Christiane von Goethe

 

Christiane Vulpius lernte Goethe kennen, als sie ihm ein Bittgesuch ihres

Bruders übermittelte. Tatsächlich war Goethe mehrfach behilflich. Durch

Goethes Vermittlung arbeitete V. ab 1797 als Theater- und Bibliothekssekretär

in Weimar.

 

V. verfasste in seiner Zeit sehr beliebte Ritter- und Schauergeschichten und

schrieb zahlreiche Bühnenstücke und volksnahe Lieder (literarisch unbedeutend).

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Historischer Friedhof« in Weimar

»Kein Dichter war des

großen Dichters Sohn

Doch wie sein Vater ahnend

prophezeihet:

Ein treuer Mensch des

Wirken stets sein Lohn,

der eignen sich, wie fremden

Glücks erfeud.«

Carl Wieland (1779-1856): herzoglicher Rechnungsrat

Einer der 14 Kinder der Augsburger Kaufmannstochter Anna Dorothea

von Hillenbrand und des berühmten Dichters Christoph Martin Wieland

(1733-1813).

»Historischer Friedhof« in Weimar
Historische Friedhofsmauer

Johann Stephan Schütze (1771-1839): Schriftsteller

gehörte zum Goethekreis, Hofrat, Journalist, Theaterkritiker, galt als

Weimarer »Original«

 

Schütze verkehrte im Hause Schopenhauer und verfasste eine Chronik über

die Abendgesellschaften im Hause Schopenhauer. Goethe lernte er 1806

kennen.

 

S. arbeitete mit bekannten Künstlern seiner Epoche zusammen wie E.T.A.

Hoffmann und Ludwig Bechstein.

»Historischer Friedhof« in Weimar
»Historischer Friedhof« in Weimar

Johann Nepomuk Hummel (1778-1837): Komponist, Klaviervirtuose

H. studiert bei Mozart und Anton Salieri. Mit Beethoven war er befreundet.

»Historischer Friedhof« in Weimar
»1914-1918: Den Gefallenen der Stadt Weimar«

Denkmal/Gedächtnishalle für die im Ersten Weltkrieg Gefallenen

(Ehemalige Friedhofskapelle)

»Historischer Friedhof« in Weimar
Blick über den »Historischen Friedhof« in der Herbstsonne (Blick in Richtung Fürstengruft)