Der Zentralfriedhof beheimatet neben der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde
sechs weitere christlich-orthodoxe Begräbnisstätten.
Die über 100-jährige Geschichte der Lazaruskirche geht auf ihre Weihe im 1895
zurück. Nach einer langwierigen Renovierungsphase erstrahlt die charakteristisch
geschwungene Dachkonstruktion wieder golden.
Impression: Blick über die alten Grabzeichen in der Herbstsonne,
die teilweise durch unterirdisches Wurzelwerk in Schieflage gebracht wurden
Dieser »Ort der Gräber« an Tor 1 wurde 1877 von der Israelischen Kultusgemeinde
erworben. Nach rund 80 000 Beisetzungen verteilt auf ca. 60 000 Grabstätten hatte
der alte jüdische Friedhof 1917 seine Grenzen erreicht. Ein neues Areal nahe Tor 5
wird seit 1916 belegt. Vereinzelt finden auch heute noch Beisetzungen auf dem
alten jüdischen Friedhof statt.
Dieser Ort ist ein außergewöhnliches Refugium an Ruhe und Naturbelassenheit.
Die Atmosphäre des »Simmeringer Biotops«, wie der Zentralfriedhof auch genannt
wird, wird hier im angestammten Lebensraum von Rehen, Hasen oder Hamstern
besonders spürbar.
Efeuumrankte Grabmonumente assimilierter Wiener jüdischer Familien um die Jahrhundertwende (um 1900)
1941/1942 wurden alle jüdischen Friedhöfe enteignet, dieser sollte als »Museum«
weitergeführt werden. Während der Zeit des Nationalsozialismus’ war der alte jüdische
Friedhof die einzige »Parkanlage«, in der sich Juden aufhalten durften.
»Hier liegen Teile von Grabsteinen,
die bei mehreren Bombenangriffen
während des Zweiten Weltkrieges
beschädigt wurden und deren dazu
gehörigen Grabstellen nicht mehr
eruiert werden konnten.
Israelitische Kultusgemeinde Wien
Wiedererrichtet von der Chewra Kadischa 1991«
Auch dieser Friedhofsteil wurde im Zweiten Weltkrieg von fehlgeleiteten
Fliegerbomben zerstört. Viele zersprengte Grabsteine bzw. deren Teile
konnten später nicht mehr ihren ursprünglichen Grabstätten zugeordnet
werden. Die 1991 zusammengetragenen Teile dieser Grabzeichen sind
heute als Erinnerungsmale an mehreren Stellen des Friedhofs zu finden.
Als Arzt galt sein fachliches Interesse der Hypnose und dem Traum, was
er als Schriftsteller auf die psychische Analyse seiner Figuren übertrug.
S.s Dramen und Erzählungen sind geprägt vom Wiener Lebensgefühl um
die Jahrhundertwende. Seine Figuren kreisen eigentlich immer um Liebe
und Tod, wandeln zwischen Scheinwelten und realer Existenz.
Sein umfangreicher Briefwechsel mit Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt
oder Stefan Zweig zeugen von S.s zentraler Stellung in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts.
»I n M e m o r i a m
Im Bereich der Gruppe 40
sind mehr als tausend
Frauen und Männer beerdigt,
die in der Zeit 1938-1945
von einer unmenschlichen
NS-Justiz zum Tode verurteilt
und im Wiener Landesgericht
oder auf dem Schiessplatz
Kagran hingerichtet wurden.
SIE BLEIBEN UNVERGESSEN
Gewidmet von der Stadt Wien
über Initiative der Arbeits-
Gemeinschaft der KZ-Verbände und
Widerstandskämpfer Österreichs«
Die Vorgeschichte zum Wiener Justizpalastbrand 1927: Nach dem Ersten
Weltkrieg entstanden sog. bewaffnete Parteiarmeen (ausgestattet mit den
übrig gebliebenen Waffen des Weltkrieges). Unter diesen bewaffneten
Gruppierungen, insbesondere den Schwarzen, Roten und Rechten kam
es immer wieder zu Scharmützeln.
Ein von der roten Arbeiterschaft als skandalös empfundenes Justizurteil,
das mehrere Angeklagte nach einer nämlichen Schießerei freisprach, war
der Auslöser für die sog. Julirevolte, bei der der Wiener Justizpalast von
Demonstranten in Brand gesteckt wurde.
Der damalige Polizeipräsident gab Schießbefehl auf die entfesselte Menge,
so dass am 15. und am 16. Juli 1927 mehr als 80 Menschen im Kugelhagel
der Polizei starben.
Hier ruhen 66 der 84 Todesopfer unter den Demonstranten, die ein Begräbnis
von der Stadt Wien erhalten haben.
Die blutige Niederschlagung der Demonstration, die Todesopfer und hunderte
Verletzte auf beiden Seiten forderte, führte bei der Wiener Polizei zu einem
Überdenken ihrer traditionellen Bewaffnung.
Bereits 1928 wurde eine neue Vorschrift erlassen, nach der die besonders
schwere Verletzungen verursachenden Säbel ersetzt wurden durch weniger
gefährliche Gummiknüppel, die »unter größtmöglicher Schonung von
Menschenleben anzuwenden seien«.
Außenansicht der 2009 fertig gestellten achteckigen Gedenkstätte
mit Plexiglasplatten für die Namen und Lebensdaten der Verstorbenen
Diejenigen, die sich zu Lebzeiten für eine Körperspende entschieden haben,
werden hier ohne Zeremonie in Sammelurnen in der Erde beigesetzt.
Begräbniskosten: EUR 450,--. In einem jährlichen Gedenkgottesdienst in der
Begräbniskirche wird der hier Beigesetzten gedacht.
Der österreichische Architekt Christof Riccabona, unter dessen Federführung
bereits mehrere Wiener Friedhöfe gestalterische Erneuerung erfahren haben,
wurde mit der Planung einer modernen Erinnerungsstätte beauftragt, die mehr
Raum lässt für individuelle Trauerarbeit: auf Wunsch erinnert eine Namensplakette
an den Verstorbenen, im Innenraum können Blumenkränze befestigt werden und
an den Stellen, an denen die Sammelurnen in die Erde gelassen werden, können
Grablichter und frische Blumen niedergelegt werden.
Innenansicht: an den Innenwänden können Blumenkränze befestigt werden
Inschrift auf dem gemeinsamen Gedenkstein
des Altern Anatomiefriedhofes:
»Dem Andenken jener Männer
und Frauen, die nach ihrem Tode
dem Studium künftiger Ärzte
und damit dem allgemeinen
Wohle gedient haben«
Der Architekt Christof Riccabona, nach dessen Entwürfen auch der
Neue Anatomiefriedhof gestaltet wurde, vermaß die Begräbnisstätte für
Lebend -und Todgeburten nach der Lehre der Geomantie und legte sie
als »Kraftplatz« an.
»Wiedersehen« (Alte Arkadengrüfte)