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Ehrengräber Gruppe 32A

Der Zentralfriedhof in Wien
Ehrengräber Gruppe 32A: Komponisten, künstlerische Berufe

Das Konzept der Ehrengräber

In den ersten Jahren nach seiner Eröffnung lag der Friedhof weit vor den Toren

der Stadt. Die bauliche Gestaltung der neuen Simmeringer Totenstadt ging nur

schleppend voran. Wegen seines unfertigen und öden Charakters war er zu

dieser Zeit weder bei Besuchern noch bei Angehörigen beliebt.

 

So entstand schließlich die geniale Idee, die neue Totenstadt mit einem Ehrenhain

beliebter Wiener Persönlichkeiten attraktiver zu gestalten. Dieser Plan wurde

schon bald systematisch umgesetzt, wobei ein Ehrengrab zu dieser Zeit oftmals

auch Umbettung bedeutete. Die ersten Prominenten, die eine Grabwidmung der

Stadt Wien erhielten waren Johann Strauß Vater (1804-1849, Komponist und

Kapellmeister) und Josef Langer (1801-1843, ebenfalls Komponist und

Kapellmeister).

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Grabdenkmal für Wolfgang Amadeus Mozart

(beigesetzt auf dem St. Marxer Friedhof in Wien)

Laut der »Richtlinie für Grabwidmungen« kommen für ein Ehrengrab

»Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Kunst, die zum Ansehen Wiens

maßgeblich beigetragen haben« in Frage. Nur Bundespräsidenten werden

immer mit einem Staatsbegräbnis geehrt und in der Präsidentengruft

beigesetzt.

 

Ehrengräber befinden sich in angelegten Gräberguppen und werden auf

Friedhofsdauer vergeben. Für die Grabmiete und die Grabpflege kommt stets

die Stadt Wien auf. Bereits 2002 beliefen sich die Kosten für die Instandhaltung

und laufende Pflege der Ehrengräber auf ca. EUR 300.000,--.

 

Bis heute sind es vor allem die Ehrengräber, die den Zentralfriedhof zu einer

Attraktion für (weit angereiste) Besucher machen.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Franz Schubert (1797-1828): Komponist

Als 7-jähriger wurde er erstmals Antonio Salieri (1750-1825), der wichtigsten

Instanz im Wiener Musikleben, zur Eignungsprüfung als Hofsängerknabe

vorgestellt.

 

1808 wurde S. dann in die Hofkapelle aufgenommen, verließ das Elternhaus

und wurde Schüler des Akademischen Gymnasiums. Seinen Lehrern fiel er

ebenso auf wie seinen Mitschülern. 1814-1818 komponierte er rund 200 Lieder,

deren Texte seine hohe literarische Bildung deutlich erkennbar werden

lassen.

 

Erste öffentliche Erfolge stellten sich ein. Allmählich zeigten auch namhafte

Verleger Interesse an S.s Werken. In seiner letzter Schaffensperiode ab 1823,

geprägt durch intensivste Kompositionsarbeit, entstanden u. a. die großen

Zyklen »Die schöne Müllerin« und die »Winterreise«.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Ludwig van Beethoven (1770-1827): Komponist

Um sein Studium bei Joseph Haydn abzuschließen, kam B. 1792 nach Wien.

Dank der Empfehlungen seiner Bonner Freunde fand B. bald Zutritt zu den

musikbegeisterten Kreisen des Adels, der seine Genialität erkannte und ihn

trotz aller Ungebändigtheit seines Wesens, freundschaftlich aufnahm.

 

Sein Ruhm stieg rasch: 1796 bereits spielte er in Berlin vor König Friedrich

Wilhelm II. Große Triumphe feierte B. bei den Festspielkonzerten anlässlich

des Wiener Kongresses 1815, wo auch seine 7. und 8. Sinfonie zur ersten

Aufführung kamen.

 

Während einer »schöpferischen Pause« in den Jahren 1816-1823 entstanden

seine beiden Hauptwerke: die »Missa solemnis« und die »Neunte Sinfonie«.

 

B. ist vielleicht neben Goethe der berühmteste deutsche Name in der Welt.

Sein Werk gilt als die Vollendung der klassischen »absoluten« Musik, dabei

ist kaum eines seiner Werke populär.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

DDr. h.c. Johannes Brahms (1833-1897): Komponist

Sein Vater bestimmte ihn frühzeitig für den Musikerberuf. Ab seinem

13. Lebensjahr musste B. nachts in Hamburger Kneipen spielen, um zum

Unterhalt der Familie beizutragen.

 

Schon bald übte sich er im Komponieren und Dirigieren. Durch intensives

Studium der ernsten Literatur erarbeitete er sich eine profunde Bildung.

Seine fast gradlinige Entwicklung war geprägt von reichen Schaffensperioden

gepaart mit unbestechlicher Selbstkritik.

 

Immer wieder lockte ihn Wien, wo er als Konzertpianist und Komponist große

Erfolge hatte. B. ist der erste Komponist ernster Musik, der allein von den

Einnahmen seiner Werke lebte und mit ihnen sogar vermögend wurde.

 

Im Schaffen von B. sind sämtliche Musikgattungen des 19. Jahrhunderts

in ungefähr gleicher Dichte vortreten, mit einziger Ausnahme der Oper.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Johann Strauss Sohn (1825-1899): Komponist, »Walzerkönig«

Violinist, Kapellmeister, Botschafter der »Wiener Musik«, die er auf ausgedehnten

Tourneen populär machte

S. schuf mit den Operetten »Die Fledermaus« und »Der Zigeunerbaron«

Meisterwerke der klassischen Wiener Operette. Sein Walzer »An der schönen

blauen Donau« (Donauwalzer) wurde die inoffizielle Hymne Wiens.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Josef Strauss (1827-1870): Komponist, Kapellmeister

Auch wenn er ein wenig in den Schatten seines noch populäreren Sohnes

gestellt ist, schuf er sehr bekannte Kompositionen wie die »Loreley-

Rheinklänge« und den »Radetzky-Marsch«. 1825 gründete er sein eigenes,

zu seiner Zeit sehr beliebtes Orchester.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Anton Rückauf (1855-1903): Komponist, Pianist, Musikpädagoge

1878 siedelte R. von seiner Geburts- und Studienstadt Prag nach Wien

über. 1882 unternahm er eine zweijährige Konzertreise durch Deutschland.

 

Er arbeitete als Dirigent, schuf Kompositionen zu Liedern und erteilte

Privatunterricht in Klavier und Gesang. Arthur Schnitzler (Zentralfriedhof

Jüdische Ehrengräber Tor 1) zählte zu seinen Schülern.

 

Seine Bedeutung als Komponist liegt in erster Linie in seinen über 100

Klavierliedern nach (Volks-) Dichtungen von beispielsweise Walther von

der Vogelweide.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Karl Joseph Millöcker (1842-1899): Komponist

1855-1858 studierte M. Flöte und Musiktheorie, während er sich

 

das Klavierspielen selbst beibrachte. Mit 16 Jahren wurde er auf

Empfehlung von Franz von Suppé als Flötist in einem Wiener

Theaterorchester aufgenommen.

 

Berühmt wurde er durch seine bis heute beliebte Operette »Der

Bettelstudent« (1882), die ihm ein Leben als freischaffender Künstler

ermöglichte.

 

Neben Franz von Suppé und Johann Strauss Sohn war er der jüngste

Repräsentant und Vollender des goldenen Zeitalters der »Wiener

Operette«.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Johann Nestroy (1801-1862): Theaterdichter, Schauspieler

Nach umfassender Schulausbildung, brach N. sein Jurastudium ab, um

wieder - wie schon als Jugendlicher - als Pianist und Sänger aufzutreten.

 

N. schreib zahlreiche Volksstücke, Possen, Parodien, satirische

Zeitstücke. Die Hauptrollen spielte er meist selbst: ab 1854 war er

Direktor des Carltheaters in Wien. Im Laufe seines Lebens trat er

in rund 800 Rollen auf.

 

Trotz der lokal gefärbten Sprache seiner Werke, entfalteten sie im

gesamten deutschen Sprachraum ihre Wirkung. Regelmäßige

Gastspielreisen (nach Prag, Frankfurt/Main, Berlin, Hamburg usw.)

belegen N.s überregionale Bedeutung schon zu seinen Lebzeiten.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Marie Geistinger (1833-1903): Königin der »Wiener Operette«, Schauspielerin

G. begann ihre schauspielerische Laufbahn mit Kinderrollen. Engagements

in Wien, Berlin, Hamburg und Riga folgten.

 

1865 erhielt sie ein festes Engagement am »Theater an der Wien«. Ihr

Auftritt in ihrer Antrittsrolle als »schöne Helena« wurde sofort ein Welterfolg.

Ihre Bühnenwirkung, ihre ausgebildete, helle Sopranstimme machten sie

zum Publikumsliebling.

 

Franz von Suppé, aber auch Johann Strauß und Ludwig Anzengruber

(Zentralfriedhof Gruppe 14A) traten mit ihr ihren Siegeszug an.

 

Neben ihrem Operettenrepertoire, brillierte G. sowohl als

Volksschauspielerin als auch in klassischen Theaterrollen. 1869-1875 führte

sie gemeinsam mit Maximilian Steiner die Direktionsgeschäfte des Theaters.

Ihr internationaler Ruhm machte sie vermögend.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Freiherr von Hasenauer (1833-1894): Architekt

Umfassende akademische Ausbildung bei den renommiertesten

Architekten seiner Zeit nach einer praktischen Lehre als Steinmetz

und Zimmerer.

 

Mit Gottfried Semper schuf er die beiden Hofmuseen (1872-1881) und das

neue Burgtheater (1874-1888), ihm oblag auch die Bauleitung der Neuen

Hofburg (1891 bis zu seinem Tod). H. ist einer der bedeutendsten Schöpfer

der historisierenden Wiener Ringstrassen-Architektur. Neben Semper,

repräsentierte er den Typus des hauptsächlich in höfischem Auftrage

arbeitenden Architekten.

 

H.s unumstrittene Stärke aber war die Innendekoration, insbesondere für

das Burgtheater entwarf er Innenraumwirkungen von verschwenderischer

Pracht und Üppigkeit.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

»Erbauer der Semmeringbahn«: 14 Tunnel, 16 Viadukte, ca. 40 km Strecke,

20.000 Bauarbeiter; seit 1998 gehört sie als erste Bahnstrecke zum UNESCO-Weltkulturerbe

Dr. Carl von Ghega, Ritter (1802-1960): Techniker, Ingenieur

Studium in seiner Geburtsstadt Venedig und in Padua, wo G. bereits mit

 

17 Jahren den Doktorgrad im Fach Mathematik erlangte.

 

G. trat in den Staatsdienst ein, wo er Straßen-, Wasser- und Hochbauten

in Venetien und Tirol ausführte. Als Oberingenieur beauftragte man ihn mit

dem Bau der ersten Eisenbahnstrecke Österreichs.

 

1842 wurde er in die USA entsandt, um die dort erzielten Fortschritte im

Eisenbahnwesen kennenzulernen, nachdem er bereits die Verkehrswege

Westeuropas eingehend bereist hatte.

Der Zentralfriedhof in Wien
Der Zentralfriedhof in Wien

Nach Erteilung des Bauauftrages 1848 für die Strecke Gloggnitz-Mürzzuschlag,

konnte G. trotz schwerster Bedenken den Bau der ersten Hochgebirgsbahn der

Welt 1854 vollenden und einen reibungslosen Betrieb einrichten.

 

Er leitete gleichzeitig als Vorstand der Zentraldirektion für Eisenbahnbauten

den gesamten staatlichen Eisenbahnbau der Monarchie mit Ausnahme von

Lombardo-Venetien.