Haupteingang: 128 rue de Grenelle, 75007 Paris
Métro: Varenne (Linie 13); weitere nahe gelegene
Métro-Stationen: La Tour-Maubourg (Linie 8)
Der Invalidendom ist Teil einer größeren baulichen Anlage, des »Hôtel royal des Invalides« (dt.: Königliches Kriegsinvalidenheim).
König Ludwig XIV. (»Der Sonnenkönig«, 1638-1715) gab zunächst den Bau
des größeren Gebäudekomplexes im unmittelbaren Umfeld des Invalidendoms in Auftrag:
er erkannte, dass es bis zu diesem Zeitpunkt in Frankreich keine einzige Stiftung gab, die mittellose, arbeitsunfähige Soldaten, die sich in den zahlreichen Kriegen (die er selbst initiiert hatte) um Frankreich verdient gemacht hatten, wirtschaftlich auffangen und beherbergten konnte.
In der Mitte: Die goldene Kuppel des Invalidendoms (Nordseite,
im Vordergrund: das Armeemuseum)
Heute beherbergt der umliegende Gesamtkomplex (Bauzeit: 1671-1676) u.a. folgende Einrichtungen:
* das Verteidigungsministerium und weitere ministeriale Einrichtungen; das heutige »Hôtel national des Invalides« führt seine ursprüngliche Bestimmung als Militärspital und -Hospiz für Kriegsversehrte und -Verstümmelte fort
* eine Reihe von Museen, wie das »Armeemuseum«, das »Musée des Plans-Reliefs« (beherbergt historische dreidimensionale Karten und Modelle von strategisch wichtigen Einrichtungen)
* zwei Kirchen, u.a. die »l'Eglise du Dôme« (Invalidendom): mit dem Sarkophag von Kaiser Napoleon I. neben anderen Grabstätten hochrangiger französischer Militärs
Die Treppe zur Grabkrypta von Napoleon I. befindet sich hinter dem von Louis Visconti (1791-1853) entworfenen Hauptaltar. Auch hier wird die Inspiration des Petersdoms in Rom augenscheinlich.
Zu Napoleon I. kann man sich entweder von oben nach unten verneigen oder aber von unter nach oben aufschauen...
Während der Französischen Revolution (1789-1799) gelang es N., erfolgreich in der Armee aufzusteigen und 1799 durch einen Staatsstreich, die Macht zu übernehmen. Als Erster Konsul führte er eine Reihe von Reformen durch, von denen einige auch über seinen Tod hinaus von Bedeutung sein werden: er zentralisierte die Verwaltung, legte den Grundstein zur Kaiserlichen Universität, baute einen Rechnungshof, gründete 1900 die franz. Zentralbank »Banque de France« (heute Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken) und veröffentlichte ein Handelsgesetzbuch, sowie das Gesetzbuch zum Zivilrecht, den »Code civil« (auch: »Code Napoléon«; wesentliche Teile sind in Frankreich und anderen Ländern bis zum heutigen Tag gültig).
1804 fand die Krönungszeremonie zum Kaiser des französischen Volkes in der Kathedrale »Notre Dame de Paris« statt. Den Kaisertitel sah er als Auftrag und Legitimation, die bourbonische Expansionspolitik sowie die Zerstörung des alten Machtgefüges in Europa voranzutreiben.
Während er anfangs als Befreier willkommen geheißen wurde, schwächte der verheerende Ausgang des Russlandfeldzugs 1812 seine Position. 1815 wurde er nach der Schlacht bei Waterloo endgültig gestürzt und auf die Insel
St. Helena verbannt.
1861, rund 40 Jahre nach seinem Tod, wurden die sterblichen Überreste von Napoleon I. in den heutigen Sarkophag (nicht zugänglich) im Untergeschoss eingelassen. Sowohl die Verhandlungen über die Erlaubnis zur Überführung aus dem brit. St. Helena als auch der Ausbau der Grabkrypta zogen sich über mehrere Jahrzehnte.
Die 12 Säulen sind mit trauernden Victorien geschmückt, die sternförmig auf Napoleon blicken: jede Frauengestalt trägt die Insignien des Sieges (Lorbeerkranz, Schwert, Trompete, Palmwedel) und verkörpert symbolisch Napoleons I. militärische Triumphe.
Auf dem bunten Marmorboden sind 8 bedeutende Siege eingraviert (in Paris sind viele größere Strassen, aber auch Metro-Stationen nach Napoleons erfolgreichen Schlachten benannt):
1. Schlacht bei Rivoli (1797): N.s Italienfeldzug
2. sog. »Schlacht bei den Pyramiden« (1798): N.s Ägyptenfeldzug
3. Schlacht bei Marengo (1800): brachte N. den entscheidenden Sieg
über Österreich
4. Schlacht bei Austerlitz, im Volksmund auch »Drei-Kaiser-Schlacht« (Frankreich-Österreich-Russland): eine seiner bekanntesten Schlachten
5. Schlacht bei Jena und Auerstedt (1806): Sieg über Preussen
6. Schlacht bei Wagram (1809): Sieg über Österreich
7. Schlacht bei Friedland (1807): Sieg über ein russisch-preußisches Heer
8. Brand von Moskau (1812): 4 Tage lang brannte Moskau unter N.s Besatzung und machte bedeutende Teile der Innenstadt sowie Randgebiete dem Erdboden gleich
Baumeister: Louis Visconti (1791-1853), »Kaiserlicher Architekt«: wirkte auch am Bau des Gesamtkomplexes um den Invalidendom mit und schuf Teile des Louvre.
Die künstlerische Inspiration und architektonische Anleihe beim Petersdom in Rom sind unverkennbar.
Die Schicksale von V., dem genialen Kriegsbaumeister und Ludwig XIV,
dem Sonnenkönig, sind untrennbar miteinander verbunden: V. war eine
der tragenden Figuren um Ludwig XIV, die ihm während seiner 72-jährigen Regentschaft loyal, aber nicht blind zugewandt waren.
Frankreichs (militärische) Stärke und Aufstieg zur mächtigsten Nation Europas im 17. Jahrhundert stützte sich einerseits auf geniale Köpfe in der unmittelbaren Kriegsführung und in mindestens gleichem Maße auf eine sehr handlungsfähige Organisation und Verwaltung von Ressourcen. V. kam zwischen den beiden Polen eine mittlere, vermittelte und einzigartige Position im Ressourcengefüge von Ludwig XIV zu.
Eine Besonderheit an Vaubans Erinnerungsstätte im Invalidendom:
es handelt sich um eine Herzbestattung
Infolge der Französischen Revolution versprengten Grabräuber seine sterblichen Überreste.
Sein Herz aber wurde während der ursprünglichen Beisetzungszeremonie separat in einer Kirche bestattet (im Mittelalter und in Teilen der Neuzeit war
es in bestimmten Kreisen nicht unüblich, das Herz separat zu bestatten: die Herzurne wurde dann oftmals in einem Kloster oder einer Kirche bestattet, dem der Verstorbene nahestand).
Als Napoleon I. von V.s Urne, die sein Herz enthielt, erfuhr, ließ er sie in eine Ehrengrabstätte im Invalidendom überführen.
Er spielte eine entscheidende Rolle in den Schlachten an der Marne und
an der Somme.
Im Ersten Weltkrieg erwies sich F. als Visionär: in den letzten Kriegsmonaten vereinte er die Alliierten unter seinem Kommando. Ihm wird eine entscheidenden Rolle am Ausgang des Krieges zugeschrieben.
Am 11.11.1918 erzwang F. die bedingungslose Annahme der Waffenstillstandsbedingungen durch Deutschland.
Unter den Namen Joseph I./José I. regiert er zweimal über kürzere Amtsperioden als König, zuerst in Neapel (1806-1808), später in Spanien (1808-1813).
Abschiedsimpression: Die Kanonen des Armeemuseums vor der Silhouette des Eiffelturms im Morgennebel