Die Grabstätte der Schlosserinnung ist eine der traditionsreichen gemeinschaftlichen
(oder wie man früher sagte: genossenschaftlichen) Grabanlagen auf dem Ohlsdorfer Friedhof
Die alten Sterbekassen der Genossenschaften verloren zunehmend an Bedeutung mit dem Aufkommen der staatlichen Sozialversicherung Anfang des 20. Jahrhunderts. Heutzutage sind es vor allem Stiftungen und Schwesternschaften, die ihren Mitgliedern noch Genossenschaftsgräber zur Verfügung stellen.
In der Hafenstadt Hamburg entstanden früh ausländische Siedlungen und Kolonien, was sich
auch in den Ohlsdorfer Grabanlagen widerspiegelt.
So entstanden beispielsweise die Schweizerische Beerdigungskasse, der Chinesische Verein, die japanische Kolonie oder die iranisch-moslimische Gemeinde, die ihren Mitgliedern Beisetzungen auf den jeweiligen Grabfeldern ermöglichen.
Impression, aufgenommen auf den »Islamischen Grabfeldern«
Eine in den Weg eingelassene Granitplatte trägt die Inschrift: »Flut 1962«
Eine Sturmflut vor der deutschen Nordseeküste ließ im Februar 1962 die Elbpegelstände
drastisch ansteigen: in Hamburg brachen viele Deiche, elbnahe Stadtteile wurde überflutet,
über Nacht ertranken mehr als 300 Menschen.
96 der rund 315 Hamburger, die in der Sturmflutnacht ertranken, sind hier beigesetzt. Die
beiden Monolithe sollen einen Durchbruch der Dämme darstellen, die von den Menschen
an den Küsten unermüdlich errichtet wurden.
Inschrift auf der Vorderseite:
»Unrecht brachte uns den Tod, Lebende erkennt euere Pflicht«
Inschrift auf der Rückseite:
»Gedenkt unsrer Not, bedenkt unsern Tod. Den Menschen sei Bruder der Mensch.«
Der Friedhofsbesucher trifft immer wieder auf Gedenkstätten und Ehrenhaine, die die Brutalität
des NS-Regimes vergegenwärtigen.
Obiges KZ-Opfer Ehrenmal wurde 1949 von Heinz Jürgen Ruscheweyh geschaffen und für die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung aufgestellt. Das 16 Meter hohe Mahnmal enthält in
15 vergitterten Stockwerken 105 Urnen mit Ascheresten und Erde aus 105 deutschen Konzentrationslagern und Haftungsanstalten.
»Menschen wir hatten Euch lieb, seid wachsam«
Der Ehrenhain am heutigen Standort wurde im Mai 1962 von der Vereinigten
Arbeitsgemeinschaft der Naziverfolgten eingeweiht.
Auf der eingrenzenden Steinwand stehen die Worte des 1943 hingerichteten tschechischen
Widerstandskämpfers Julius Fucík: »Menschen wir hatten Euch lieb, seid wachsam«.
Bis heute fanden 55 hingerichtete oder an den Haftfolgen verstorbene Widerstandskämpfer
hier ihre letzte Ruhestätte.
In Kissensteine sind Namen und Lebensdaten der Opfer eingraviert:
Gedenkplatte für Jacob Franz, der in Hamburg und Berlin einer Widerstandsgruppe gegen
das NS-Regime angehörte und 1944 hingerichtet wurde.
Fast 37.000 Hamburger fanden hier nach den schweren Bombenangriffen auf Hamburg im Juli/August 1943 ihre letzte Ruhestätte. KZ-Häftlinge mussten die Leichen bergen, Trümmer
und die gefährlichen Bombenblindgänger räumen. Die geborgenen Toten wurden zum
Ohlsdorfer Friedhof gebracht und in Massengräbern beigesetzt.
Grabstein mit Portrait für den Maler Philipp Otto Runge (1777-1810)
Runge war neben Caspar David Friedrich der bedeutendste Begründer der »Norddeutschen Frühromantik«. Eine Auswahl seiner Bilder ist in der Hamburger Kunsthalle zu sehen. 2011
wurde sein Werk erstmals außerhalb Hamburgs umfassend vorgestellt, in der Kunsthalle der
Hypo-Kulturstiftung München.
Karabet Tchilinghiryan (1869-1927), Kaffeeröster und Erna Tchilinghiryan, geb. Petersen
(1887-1959)
Inschrift:
»Ich dachte hin ich dachte
her, um Glück für Dich zu
werben nur an das eine
dacht ich nicht, dass Du mir
könntest sterben«
Der in der Familiengrabstätte ebenfalls begrabene Carl Tchilinghiryan, vermutlich ein Sohn von Karabet Tchilinghiryan, gründete 1949 zusammen mit Max Herz ein Versandhandelsunternehmen für Röstkaffee und Bohnen.
Der beinahe allen Deutschen bekannte Markenname wurde abgeleitet aus den beiden Anfangssilben des Gründernamens »Tchilinghiryan« und dem Hauptversandartikel »Bohne«: Tchibo.
Carl Hagenbeck (1844-1913), Gründer des Hamburger Tierparks: auf Hagenbecks Grab
schläft sein Lieblingslöwe »Triest« als Bronzeplastik
Hagenbeck baute zunächst erfolgreich die väterliche Tierhandlung aus, bevor er 1887 den
»Circus Carl Hagenbeck« gründete. 1890 plante er einen offenen Tierpark ohne Gitter, auf
den er sechs Jahre später ein Patent erwarb.
Im Mai 1907 eröffnete Hagenbeck in Stellingen auf Grundlage seines Patents den ersten gitterlosen Zoo der Welt, der noch heute als Tierpark Hagenbeck existiert.