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REIHE Besondere Friedhöfe

Museumsfriedhof in Tirol: »Friedhof ohne Tote«

Besucheradresse: Hagau 82, 6233 Kramsach/Tirol

Museumsfriedhof in Tirol
Eingang zum Museumsfriedhof in Kramsach/Tirol

Das Konzept des »Lustigen Friedhofs«

Der Museumsfriedhof Kramsach (bei Kufstein) befindet sich auf dem

Areal eines Kunstschmiede- und Steinmetzbetriebes, wo auch heute

noch Grabkreuze, aber auch andere Gebrauchsgegenstände gefertigt

werden. 1965 wurde dieser private Museumsfriedhof in Tirol angelegt.

 

Seit über 4 Jahrzehnten werden im Familienbetrieb alte Grabkreuze,

vorwiegend aus dem Alpenländischen Raum gesammelt, ausgediente

oder antiquarische: »Nicht selten landen ausgediente, Jahrhunderte

alte Kreuze im Altmetall […] Nachdem die Verträge auf den

Gottesäckern ausgelaufen sind und Familiengräber aufgelöst werden,

weiß niemand so recht wohin mit ihnen.« Nur der kleinere Teil von

ihnen konnte bereits restauriert und aufgestellt werden, »die

allermeisten lagern in unrestauriertem Zustand in einem Depot.«

Museumsfriedhof in Tirol
Museumsfriedhof in Tirol

»Die Grabkreuze,

welche sich im rechten Aus-

stellungsteil befinden sind alle

restaurierte »Originale« und

unverkäufliche Museumsstücke.

Die darauf stehenden Inschriften

sind nicht fei erfunden, sondern

werden urkundlich nachgewiesen!

 

ANNO DOMINI 1965«

Museumsfriedhof in Tirol
Museumsfriedhof in Tirol

»Hier

hinter

Friedhofsgittern

da ruht ein morsches Haus,

das trank gar manchen bittern

Kelch des Leidens aus.

 

SALZBURG LAND/AUF DEM GRAB

EINES ALTEN INVALIDEN«

Museumsfriedhof in Tirol
»Oh Abraham - ’s ist alles umsunst / Weil dir der Engel aufs Zündpfannl br…«

Die Inschriften: authentisch oder doch literarische Fiktion?

Hans Guggenberger, Initiator des Friedhofs: »Aber ich kann alle urkundlich

nachweisen. Das ist kein Schmäh und kein Jux. Ich habe die Kreuze

lediglich restauriert und dann wieder aufgestellt.« (Interview mit der

Süddeutschen Zeitung, 17.5.2010)

 

Ohne auf die Frage nach der Authentizität der Inschriften näher einzugehen,

bei den Grabkreuzen handelt es sich zweifelsfrei um historische Originale,

die liebevoll restauriert wurden. Lediglich die alten Inschriften könnten durch

»lustige« Dichtungen nach dem Vorbild der skurrilen Grabpoesie-Sammlungen,

wie sie im 18./19. Jahrhundert sehr beliebt waren, ersetzt worden sein.

Museumsfriedhof in Tirol
Museumsfriedhof in Tirol

»Hier liegt mein Weib.

Gott seis gedankt,

oft hat sie mit mir gezankt.

O lieber Wanderer

geh gleich fort von hier-

sonst steht sie auf

und zankt mit Dir«

Die Grabsprüche, die sich von der üblichen klaren Formelhaftigkeit

abgrenzen und dadurch ins Unterhaltende abdriften, lohnen allemal

einen Besuch.

 

»Die kürzesten Lebensläufe, die man sich vorstellen kann« berichten in

Reimform dreist-herzlich von der (fiktiven) Einstellung der Lebenden zu

den Toten im Alpenraum. Oftmals werden besondere Charakterzüge des

Verstorbenen beschrieben oder angeprangert, die dann zum

Schmunzeln oder Nachdenken anregen.

Museumsfriedhof in Tirol
Museumsfriedhof in Tirol

»Hier liegt

Martin Krug

der

Kinder, Weib

und Orgel

schlug

 

TIROL«

Museumsfriedhof in Tirol
Museumsfriedhof in Tirol

»Hier ruht

Franz Josef Matt,

der sich zu Tod gesoffen hat.

Herr gib ihm die ewige Ruh

und ein Gläsle Schnaps dazu.«

 

»1848

Eine von diesen Ziffern

wird Dich zum Grabe

liefern.

 

LOCHAU«

Museumsfriedhof in Tirol
Museumsfriedhof in Tirol

»Hier ruht Esser

die Würmer diese Fresser

speisen anderwärts

besser«

 

»Grabschrift für den ausnehmend

mageren Kapellmeister

Heinrich Esser«

Museumsfriedhof in Tirol
Museumsfriedhof in Tirol

»Grab eines Totengräbers:

Wer kaum hat 90 Jahre gelebt

und scharrte manchen ein.

Wer anderen eine Grube gräbt

fällt endlich selbst hinein.

 

Sammlung-Granofsky-Timisoara-Rumänien.«

Museumsfriedhof in Tirol
Abschiedsimpression