Lebendige Stadtkultur erleben - das können interessierte Teilnehmer bei den Friedhofsführungen des MBV. Auch in diesem Jahr lädt der Verein wieder zu einer Reihe kostenfreier Führungen auf Münchner Friedhöfen ein. Der Startschuss fiel am Ostfriedhof, dessen reiche Geschichte bei einer Führung mit Expertin Erika Weinbrecht im Mittelpunkt stand.
Der Architekt Hans Grässel plante den Ostfriedhof inspiriert durch frühchristliche und byzantinische Bauwerke. „Es ging ihm um die Würde des Todes und um die Schönheit der Friedhofsanlagen“, ist von einem Zeitgenossen zu lesen. Um die Jahrhundertwende gehörte Hans Grässel zusammen mit Theodor Fischer und Karl Hocheder zu den bedeutendsten Architekten Münchens. Der Plan zur ersten neuen Friedhofsanlage und ihrer Gebäude im Osten der Stadt entstand 1891-94. Im Jahre 1900 waren die Gebäude des Ostfriedhofes fertiggestellt. Die Gräberanlagen wurden stückweise nach Bedarf angelegt und deren Ausführung erst 1912 abgeschlossen. Der alte Auer Gottesacker auf dem Nockherberg war 1821 angelegt und bis 1891 schon mehrmals erweitert worden. Das historische Friedhofsgebäude, von Grässel zu einer Kapelle umgebaut, blieb bis zu den Luftangriffen im Jahre 1944 erhalten. Nachdem die Ruine abgeräumt worden war, konnten dort dringend benötigte Grabstätten geschaffen werden. Die Bausumme von mehr als zwei Millionen Mark war gegenüber dem West- und Nordfriedhof doppelt so hoch. So wurde auch alles vom Feinsten: zwei Mausoleums-Grüfte im Forum und neun Kapellengrüfte entlang der Friedhofsmauer. Gut betuchte Bürgerfamilien kauften sich dort ein und hofften, ein „Ewigkeitsgrab“ zu besitzen. Nach dem 2. Weltkrieg fanden sich aber kaum noch Personen, die für die Verlängerung der Benutzungsrechte aufkommen wollten oder konnten. Dadurch bot sich die Gelegenheit, durch Einbauten fünf Urnenhallen zu schaffen.
Im Rahmen der MBV-Führung unternahmen die Teilnehmer einen zweistündigen Spaziergang zu den Ruhestätten bekannter und prominenter Persönlichkeiten, u.a. zu Bernhard von Gudden, Willi Döhler, Wastl Witt, Carl Amery, Joe Stöckel, Toni Berger, Hans Döllgast, Thomas Wimmer und Rudi Brunnenmeier. pp
Der kleine Gottesacker, der das Bogenhauser Georgskircherl umgibt, ist klein, aber fein. Auffallend sind die meist schlicht gehaltenen Grabstätten, die oft gar nicht zu den klangvollen, prominenten Namen passen wollen. Die vielen prominenten Namen auf den Grabsteinen erinnern häufig an Menschen, die man selbst noch erleben durfte. Der Münchener Begräbnisverein lud zu einem Juli-Rundgang durch diesen sehenswerten Friedhof ein und stieß damit auf hervorragende Resonanz. Christa Bühl erläuterte gekonnt diesen „Prominentenfriedhof“, als dieser ist diese Begräbnisstätte weit über München hinaus bekannt. Viele prominente Namen begegneten den Teilnehmern, angefangen von alten Bogenhausener Familien über Schriftsteller, Astronomen, Regisseure, Musiker und Forscher bis hin zu zahlreichen Schauspielern. Genannt seien beispielsweise Erich Kästner, Liesl Karlstadt, Walter Sedlmayr, Siegfried Lowitz, Werner Kreindl und Dr. Felix Burda sowie Helmut und Utta Fischer, Oskar-Maria Graf, Annette Kolb, Bernd Eichinger und Monti Lüftner. Erst einen Tag vor der diesjährigen Führung fand der ehemalige Münchner OB Erich Kiesl auf diesem Friedhof seine letzte Ruhe. Die Bogenhausener Pfarrkirche St. Georg erhielt übrigens 1771 ihr heutiges Aussehen, die Pläne dafür kamen von Barockbaumeister Johann Michael Fischer. Der Friedhof existiert wahrscheinlich aber schon seit dem 9. Jahrhundert. Zehn Jahre nach der Eingemeindung Bogenhausens im Jahr 1892 übernahm die Stadt München den Friedhof. Der städtische Teil wurde 1959 neu gestaltet. Insgesamt stehen auf dem Friedhof mehr als 200 Grabplätze zur Verfügung, von denen allerdings fast alle belegt sind. pp
Insgesamt 40 Friedhöfe gibt es in München. Etliche sind groß und bekannt, wie beispiels- weise der Nord-, Ost- oder Westfriedhof, andere eher klein und versteckt wie beispielsweise der Winthirfriedhof oder auch der Friedhof Nymphenburg. Letzterer hatte jetzt im Reigen der MBV-Führungen „Premiere“: Christa Bühl führte trotz unwirtlichem Wetter gekonnt eine Gruppe interessierter Teilnehmer durch diese wunderbare Anlage, die zu jeder Jahreszeit eine idyllische Stimmung besitzt.
Der kleine Friedhof in der Maria-Ward-Straße wurde 1875 als Gemeindefriedhof angelegt. Mit der Eingemeindung Nymphenburgs im Jahr 1899 kam der Friedhof nach München. Die Lage nahe am Botanischen Garten und dem Nymphenburger Schlosspark ist wahrlich einzigartig. Vom einzigen Eingang des Friedhofs läuft der Hauptweg auf das Friedhofs- gebäude mit den markanten Arkaden zu. Hier befinden sich Arkadengrüfte und Urnen- nischen. Im Friedhof Nymphenburg gibt es etwa 360 Grabstätten. Das Friedhofsgelände umfasst eine Fläche von 0,32 Hektar. Hier ruhen die verstorbenen Nonnen des Ordens der Englischen Fräulein, aber auch einige bekannte Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhe gefunden, zum Beispiel der Regisseur Bernhard Wicki, der Schriftsteller Eugen Roth, die Schriftstellerin Elisabeth Castonier, der Dirigent Eugen Jochum, der Filmproduzent Luggi Waldleitner oder die Verlegerfamilie Schwingenstein. Bei einem Spaziergang trifft man weiterhin auf die Familiengrabstätte Hettlage, die Ruhestätte der Künstlerin Bernardine Weber oder die Grabstätte von Regierungspräsident Johann Mang. pp
Erstmals nach sechs Jahren nahm der MBV wieder den Münchner Nordfriedhof ins Führungsprogramm. Trotz schlechten Wetters mit viel Regen machten sich interessierte Teilnehmer tapfer auf den Weg zu einem Spaziergang über diesen schönen Friedhof, um Friedhofsführerin Christa Bühl bei ihren Erzählungen über Geschichte und prominente Persönlichkeiten zu lauschen.
Dieser Friedhof an der Ungererstraße ist zu jeder Jahreszeitsehr reizvoll, ganz besonders im Herbst. Auf Schritt und Tritt begegnen dem Besucher überall Geschichte, sehr gepflegte Grabstätten und viele Ruhestätten prominenter Münchner. Der mehrstündige Rundgang führte u.a. zu den Gräbern vieler bekannter Persönlichkeiten, deren Namen eng mit München verbunden sind: Anton Riemerschmid, Ludwig Petuel, Bally Prell, Peter Paul Althaus, Kurt Weinzierl, Franz von Defregger, Manfred Eickemeyer, Ralph Maria Siegel oder Anette von Aretin. Als „Highlight“ am Schluss besuchte die Gruppe das Grab von Johannes Heesters, den Christa Bühl im Rahmen eines Tondokumentes selbst zu Wort und zum Singen kommen ließ. Eine eindrucksvolle Führung, die den Teilnehmern viele Anekdoten und Hintergrundwissen vermittelte. pp